Der Zahn der Zeit

Häufig tauchen beim Pferd in höherem Alter Zahnprobleme und -erkrankungen auf. Oft ist nur der ganz normale Alterungsprozess die Ursache. Dieser kann nicht nur im Maul selbst Schwierigkeiten machen, sondern auch am entgegengesetzten Ende des Tieres.

Die Zähne bestehen aus Zement (stellt die Verbindung zum Knochen her), sehr hartem Zahnschmelz, und etwas weniger hartem Dentin. Der Zahn wird von Zahnfleisch umgeben und sitzt mit einer Wurzel (Schneidezähne) oder mehreren Wurzeln (Backenzähne) im Kiefer. In das Innere des Zahns (Pulpahöhle) reichen über die Wurzelspitze(n) Nerven, Blut- und Lymphgefäße. (© C. Götz)

Die Zähne bestehen aus Zement (stellt die Verbindung zum Knochen her), sehr hartem Zahnschmelz, und etwas weniger hartem Dentin. Der Zahn wird von Zahnfleisch umgeben und sitzt mit einer Wurzel (Schneidezähne) oder mehreren Wurzeln (Backenzähne) im Kiefer. In das Innere des Zahns (Pulpahöhle) reichen über die Wurzelspitze(n) Nerven, Blut- und Lymphgefäße. (© C. Götz)

„Schuld“ ist der für das Pferd typische Zahnaufbau (siehe Zeichnung): Denn die Zähne werden quasi so lange aus dem Zahnfach nachgeschoben, bis nichts mehr da ist. Wenn die (ersten) Zähne bis auf kleine Stummel abgerieben sind fangen meist die Probleme an. Man kann sich das so vorstellen: Wenn nicht mehr viel Restzahn in der Halterung ist, werden die Zähne empfindlicher. Dadurch haben die Pferde Schwierigkeiten, ihr Futter ordentlich zu kauen.

Dies wiederum kann eine Menge Folgeprobleme nach sich ziehen: Meist bilden sich schneller als sonst Haken an den Backenzähnen. Die Haken verletzen die Schleimhaut, die sich schmerhaft entzünden kann. Es kann an den betroffenen Zahnstummeln zu Entzündungen kommen – sowohl am Zahnfleisch als auch an der Wurzel. Und auch das nicht mehr richtig gekaute Futter kann Probleme machen.

Jedes Jahr schieben die Pferdezähne zwischen zwei und vier Millimetern aus den Zahnfächern heraus. Weil aber die Backenzähne teilweise nicht auf der vollen Fläche abgenutzt werden entstehen häufig scharfe Kanten und Haken. 

 Erschwerend kann sich auf die gesamte Kaumechanik auch auswirken, wenn Schneidezähne ungünstig stehen oder zu lang werden. Letzteres ist bei uns häufig der Fall, da die Gräser auf unseren Wiesen und in unserem Heu zu weich sind, um den Abrieb genügend zu fördern. Das wiederum bringt das Kiefergelenk unter Druck und erschwert oder blockiert optimale Kauvorgänge.

Dieser Schneidezahn eines 20-jährigen Pferdes saß vor dem Ziehen schon sehr locker. (© C. Götz)

Dieser Schneidezahn eines 20-jährigen Pferdes saß vor dem Ziehen schon sehr locker. (© C. Götz)

Deshalb ist regelmäßige Zahnpflege und Gebisskontrolle ein Muss. Wer zu lange wartet, bis er den Zahnarzt kommen lässt, beschert dem Pferd nicht nur Schmerzen. Häufig muss dann auch mehr weggenommen werden, um das Gebiss wieder auszubalancieren. Material, das dem alten Pferd dann fehlt. Diese Gefahr besteht aber auch, wenn der Behandler schlecht arbeitet.

Probleme am Gebiss können sich aber auch an der Verdauung zeigen: So kann es sein, dass Fehlgärungen durch unzureichend gekaute Nahrung ausgelöst werden und in der Folge Durchfall, zu weicher Kot oder Kotwasser auftreten.