Jetzt: Eisen runter!

Warum? Weil man das immer so gemacht hat, weil jetzt die beste Zeit ist und weil es unglaublich viele Gründe gibt, die dafür sprechen.

Barhuf über den Winter ist ein nahezu in Vergessenheit geratenes Prinzip. Dabei hat es so viele verschiedene Vorteile für das Pferd, dass ich immer wieder gerne daran erinnere:

  • Die Wände der Hufe können sich erholen, Nagellöcher herunterwachsen, die Hornqualität verbessert sich. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn man über den Sommer mit bröckelndem Wandhorn oder mangelndem Hufwachstum zu kämpfen hatte und die Eisen nicht mehr gut hielten.
  • Sehnen, Bänder und Trageapparat können sich erholen, denn das Pferd kann nur ohne Eisen alle entsprechenden Einrichtungen seines Körpers in den Hufen und bei der Fußung voll zur Stoßdämpfung nutzen. Das ist immer gut, aber dann besonders hilfreich, wenn bereits Verspannungen oder Rittigkeitsprobleme vorliegen. Dann ist es aber meist erforderlich, dem Pferd in der Umstellungsphase zu helfen, damit es Verspannungen und Bewegungskompensationen nicht beibehält.
  • Die Sehnen, Bänder und auch alle Strukturen im Huf selbst werden endlich wieder wie vorgesehen durchblutet. Das ist grundsätzlich ideal, aber speziell im Winter ein großes Plus.
Bei Schnee und Glatteis haben Barhufer wesentlich besseren Halt. Wurden sie nie dauerhaft beschlagen kann dieser sogar weit besser sein, als bei entsprechendem Winterbeschlag. Auch Aufstollen kommt barhuf niemals vor. (© C. Götz)

Bei Schnee und Glatteis haben Barhufer wesentlich besseren Halt. Wurden sie nie dauerhaft beschlagen kann dieser sogar weit besser sein, als bei entsprechendem Winterbeschlag. Auch Aufstollen kommt barhuf nicht vor. (© C. Götz)

Der Herbst, und in manchen Regionen auch der Winter, ist zudem die Zeit, in der eine Eisenabnahme in der Regel sehr problemlos vonstatten geht. Die Koppeln sind weich und feucht, das kühlt und macht kaum Abrieb. Achten Sie darauf, dass die Abnahme der Eisen etwa vier bis sechs Wochen nach dem letzten Beschlag erfolgt. Dann hat sich der Zehenwinkel in der Regel noch nicht wieder großartig verändert. Meiner Erfahrung nach hat sich an diesem Punkt eine minimale Hufbearbeitung, die nur die Wand berundet und kein Sohlenhorn entfernt, am besten bewährt.

Über den Winter die Eisen wegzulassen ist  ideal, da auch heutzutage die meisten mit ihren Pferden jetzt ohnehin weniger machen, oft auch nur in der Halle. Je früher Sie damit beginnen, dieses Prinzip bei einem Pferd einzuführen, umso besser wird es damit zurechtkommen, denn die Hufe werden sich nie so stark an Eisen gewöhnen, dass mit negativen Effekten zu rechnen ist. In der eisenlosen Zeit können zudem die Hufe der jungen Pferde weiter wachsen und sich die wichtigen inneren Strukturen altersgerecht ausbilden, was mit Eisen nicht möglich ist.

Bedenken Sie – vor allem nach jahrelangem Dauerbeschlag –, dass Sie nach der Eisenabnahme noch keinen Barhufer haben. Sie haben lediglich ein Pferd, dessen Hufe sich nun eine Weile von den Nachteilen des Beschlags erholen können oder ein Pferd, das ganz am Anfang seiner Barhufkarriere steht.