(K)ein Einzelfall (Zahn-Ratgeber 4)

Zwei Wochen nach einer Zahnbehandlung wurde ich zu einem Warmblut gerufen, das nun unter dem Sattel massive Probleme mit Stellung und Biegung hatte und auch merkbar langsamer fraß. Als ich erfuhr, was passiert war, war völlig klar, wieso.

Das 12-jährige Pferd hatte während der Zahnbehandlung das Maulgatter zerstört: Er hatte mit dem Kiefer solchen Druck ausgeübt, dass das Gerät auseinandergebrochen war. Entsprechend fest war seine Muskulatur an Kopf, Nacken und Hals.

Vor allem Pferde, die ohnehin schon Probleme (vor allem im Kiefergelenk) oder Blockierungen oder Verspannungen (etwa im Bereich Atlas, Axis) haben, wehren sich oft trotz Sedierung gegen das dauerhafte Öffnen des Mauls und den damit verbundenen Druck auf das Kiefergelenk. Auch die Überstreckung im Genick durch das Anheben des Kopfes kann, vor allem bei kleineren Pferde, zu Schmerzen während und/oder nach der Zahnbehandlung führen.

Wer beim Zahnarzt schon mal lange den Mund geöffnet halten musste kann sich vorstellen, wie es den Pferden dabei gehen muss. (© David Shankbone, Wikipedia)

Wer beim Zahnarzt schon mal lange den Mund geöffnet halten musste, kann sich vorstellen, wie es den Pferden dabei gehen muss. (© David Shankbone, Wikipedia)

Der Tierarzt hatte laut Besitzerbericht die Behandlung durchgezogen, obwohl das Pferd deutliche Abwehr zeigte. Ob er dies nun komplett ignorierte, weil er es auf Probleme mit der Sedierung schob oder einfach nicht wusste, dass er dem Pferd mit einem zeitweiligen (ganzen oder partiellen) Schließen des Maulgatters Erleichterung verschaffen kann, weiß ich nicht.

Es ist kein Einzelfall, dass einem Pferd der statische Gebrauch des Maulgatters Probleme macht, die anschließend behandelt werden müssen. Sollte dies bei Ihrem Pferd einmal der Fall gewesen sein, sprechen Sie es bei der nächsten Behandlung an – egal ob Sie denselben Pferdedentisten noch einmal oder jemand anderen holen.

Auch die Ausrüstung des Tierarztes kann eine Rolle spielen, ob und wie oft er das Pferd das Maul schließen und damit Muskulatur und die Strukturen im Kiefergelenk antspannen lässt. Gute Maulgatter sind einfach und variabel zu verstellen: Sie haben eher 20 als nur fünf mögliche Positionen und sind einfach und schnell zu lösen (nicht etwa über ein Schraubgewinde). Und obwohl sie fast nicht mehr zu sehen sind, hier noch eine Warnung vor Maulkeilen und Spiralen. So etwas gehört gar nicht in ein Pferdemaul, da es massive Schäden am gegenüberliegenden Kiefergelenk anrichten kann.

Mehr darüber, was Sie als Pferdebesitzer zu Zähnen noch wissen sollten und wie Sie einen guten Pferdedentisten erkennen, finden Sie dem ersten Teil dieser Serie.