Ohren-Blick

Man soll beim Reiten über die Ohren des Pferdes hinwegblicken. Wussten Sie schon, klar! Aber wetten, dass Sie bislang noch nicht alle Gründe dafür kennen.

Vorweg: Soll der Blick nun eigentlich zwischen den Ohren hindurch oder über die Ohren hinweg? Das hängt ganz davon ab, wie groß der Reiter ist und im Verhältnis das Pferd. Ob selbiges in Dehnungshaltung geht oder in Aufrichtung spielt ebenfalls eine Rolle. Auch ob ich im Gelände unterwegs bin oder in der Bahn macht einen Unterschied, ebenso wie das gerittene Tempo. Warum? Das liegt an den Gründen für diese Anweisung:

  1. Kein Blick aufs Genick: Das Wichtigste ist, dem Pferd nicht aufs Genick zu starren. Machen Sie das, blockieren Sie das freie Spiel Ihrer eigenen Halswirbel. Dies wiederum wirkt sich auf den unteren Teil der Wirbelsäule und damit auf Ihren Sitz negativ aus. Typisch sind Probleme in der Mittelpositur (zum Beispiel beim Aussitzen) oder bei der Beweglichkeit der Reiterhüfte (etwa im Drehsitz beim Reiten von gebogenen Linien).
  2. Vorausschauend reiten: Wer dem Pferd ins Genick starrt sieht nicht, wo er hinreitet. Das ist nicht nur im Gelände wichtig, sondern auch in der Halle oder auf dem Platz. Im Abteilungsreiten entspricht ein Blick über die Ohren des Pferdes hinweg etwa einer Pferdelänge Abstand von circa 2,50 Meter, wenn man gerade noch die noch die Sprunggelenke des Vorderpferdes sieht. Im Gelände sollte man den Blick auf etwa auf zehn bis 15 Meter Entfernung richten. So hat man genügend Zeit auf Gefahren, wie große Steine oder Löcher zu reagieren.

Wer nicht zwischen den Ohren oder über sie hinweg blickt, sondern wie hier dem Pferd auf Hals und Genick schaut, beschert sich und dem Pferd gleich mehrere Probleme. (C. Götz)

Aus diesen beiden Anforderungen ergibt sich nun, ob man besser zwischen den Pferdeohren hindurch, oder über sie hinwegsieht. Je schneller das Tempo wird umso mehr werden sich die Ohren an den unteren Rand unseres Gesichtsfeldes schieben. Je kleiner der Reiter und je höher das Pferd sich aufrichtet, umso mehr wird der Blick zwischen die Ohren gehen.

Wer damit als Arbeitsanweisung nicht vielanfangen kann, sollte mal ausprobieren, wo er die Ohren im Blickfeld hat, wenn er zehn Meter vorausschaut. Legen Sie sich dafür zum Beispiel eine oder zwei Stangen im entsprechenden Abstand aus oder blicken Sie in einer 20 Meter breiten Halle bei der Lektion Schlangenlinien durch die ganze Bahn kurz vor Überreiten der Mittellinie mal auf den Hufschlag.

Es gibt noch mehr gute Gründe, den eigenen Kopf entspannt zu tragen: Die Pferde bekommen nämlich mit, ob wir sehen, wo wir hinreiten. Man vermittelt einem Pferd sehr viel mehr Sicherheit, wenn man selber den Weg entspannt beobachtet – nach dem Motto: Ich habe das für dich im Blick. Zudem spüren Pferde auch, wenn wir ihnen ins Genick starren. Vor allem junge Pferde verunsichert und hemmt das oft, über die oben beschriebenen anatomischen Veränderungen beim Reiter hinaus, psychisch.

Extra-Tipp: Wer sich nicht sicher ist, ob seine Kopfgelenke nun locker sind, kann diese Übung machen. Schließen Sie die Augen (lassen Sie sich anfangs dafür führen oder an die Longe nehmen) und beschreiben Sie – nicht zu schnell – mit ihrer Nasenspitze eine kleines Unendlichzeichen (eine um 90 Grad gekippte Acht). Und nun die Richtung wechseln! Lässt sich das gut durchführen, passt auch die Position des Kopfes. Geht es gar nicht, haben sie wahrscheinlich Verspannungen oder Blockierungen.