Unser Bild vom Pferd 4

Sie finden keine passenden inneren Bilder für das, was Sie beim Reiten verbessern oder erreichen möchten. Kein Problem, denn das innere Bild muss gar kein wirkliches Bild sein. Es geht auch anders.

In der Psychologie besteht ein inneres Bild immer aus einer Verbindung von visuellen mit anderen Elementen. Im Zusammenhang mit dem Pferd sind sehr häufig zusätzlich emotionale Anteile sowie akustische Elemente, Bewegungs- und/oder Berührungsreize beteiligt.

Ein inneres Bild hat neben dem Visuellen auch noch andere Elemente. (© Eugène Ferdinand Victor Delacroix, Wikipedia)

Innere Bilder bestimmen unser Denken, Fühlen und Handeln, sind Teil unserer Motivation oder unser Motiv für eine bestimmte Situation. Innere Bilder sind praktisch bei allem, was wir tun beteiligt. Sie können uns helfen, uns aber auch im Weg stehen. Sogar ohne dass wir es merken.

Zwei recht einfache Beispiele: Wer beim Anreiten auf ein Hindernis unbewusst das innere Bild eines früheren Sturzes oder missglückten Sprungs im Kopf hat, kann damit provozieren, dass sein Pferd verweigert. Im Gelände kann auch die unbewusste Erinnerung an eine gefährliche Situation – etwa an einen Hund, der einen verfolgte oder an ein Moped, das das Pferd erschreckte – für Irritation sorgen. Hier hilft, sich die Situation bewusst zu machen und an seiner Angst zu arbeiten, etwa indem man sich langsam wieder an höhere Sprünge herantastet.

Ein etwas komplexeres Beispiel: Wer sein Pferd lobt wenn eine Lektion geglückt ist, kann mit seinem inneren Bild das Pferd meinen oder sich selber. Oder er könnte sogar in dem Moment, in dem er das Pferd lobt, ein Gefühl des Sieges über das Pferd erleben. Etwa wenn eine Lektion, die ein paar Mal misslungen ist, endlich glückt. Falls Sie sich also fragen, warum ausgerechnet Ihr Pferd so langsam lernt, immer wieder in alte Muster zurückfällt oder bestimmte Dinge gar nicht begreifen möchte – vor allem, wenn es zwischendurch doch ab und an geklappt hat – dann hinterfragen Sie ihre inneren Bilder. Vielleicht signalisieren Sie dem Pferd an irgendeiner Stelle immer das Falsche. Dann wird es das Lob nicht als solches verstehen, weil es in Wirklichkeit keines ist.

Die Botschaften, die wir dem Pferd vermitteln, haben wir selbst in der Hand – ähm, im Hirn. Und wie im ganz normalen Leben spielt auch im Sattel die Macht unserer Gedanken dabei eine große Rolle. Mehr darüber im nächsten Beitrag.