Die Tage hat mal wieder eine Studie die Reiterwelt weltweit aufgewühlt. Kein Wunder, ging es doch einerseits um die Gesundheit der Pferde und um das eigene Gewicht andererseits. Da behaupten zwei Britinnen, dass ein Drittel der Reiter zu schwer für ihre Pferde ist und lediglich fünf Prozent das Idealgewicht für ihr jeweiliges Pferd hätten.
Der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Aufregung ist die Definition der Damen: Zehn Prozent des Körpergewichts des Pferdes obendrauf als Mensch sei ideal, 15 gerade noch zu tolerieren. Woher sie diese Weisheit haben, bleibt unklar: Letztendlich ist die Studie von Emma Halliday und Hayley Randle mit dem Namen „The horse and rider bodyweight relationship within the UK horse riding population“ („Das Verhältnis von Pferde- und Reitergewicht in der reitenden britischen Bevölkerung“) nur eine Beschreibung des Ist-Zustandes, in welchem Verhältnis im Moment Pferd- und Reitergewicht in Großbritannien stehen.
Interessanterweise regt sich die gesammelte weibliche Reiterforenwelt zwar über die Zehn-Prozent-Klausel auf, nimmt sie aber größtenteils einfach hin. Dabei sind die als ideal für die Pferdegesundheit beschriebenen zehn Prozent nicht nur unrealistisch (60 Kilo Reiter inklusive Sattel auf einem 600-Kilo-Pferd erreichen nur kleine, zierliche Frauen) sondern auch bar jeder Grundlage: Unter anderem zeigte eine Untersuchung an fast 400 Wanderreitpferden, dass diese teilweise über 30 Prozent ihres eigenen Körpergewichts auf 100-Meilen-Ritten trugen und das mit guten Ergebnissen im Wettkampf, der einen Fitness- und Gesundheitscheck beinhaltet.
Niemand wird behaupten, dass das Reitergewicht für das Pferd etwas ganz Natürliches ist. Selbstverständlich muss jedes Pferd auf das Tragen jedweden Gewichtes entsprechend vorbereitet werden. Und logischerweise spielt neben dem Exterieur des Pferdes auch das Können des Reiters eine Rolle. Reiternationen jeden Zeitalters von den antiken Griechen bis zu den Mongolen heute – auf die Gesundheit ihrer Tiere angewiesen – liegen bei deutlich mehr als 15 Prozent: Das Größenverhältnis bei den Pferd-Reiter-Paaren auf den Reliefen des Parthenons zeigt etwa ein Verhältnis von rund 25 Prozent; Bilder von mongolischen Pferden mit ihren Hirten im Sattel ebenfalls weit über 20 Prozent.
Wer möchte, kann sicher aus den Zahlen der britischen Studie auch andere „sinnvolle“ Schlussfolgerungen ziehen: Etwa, dass ein Großteil der britischen Reiterwelt zu klein ist, um ideal auf sein Pferd einwirken zu können, oder, dass Männer nicht mehr reiten sollten …