Beim Aufräumen fand ich in meinem Büroregal ein Buch, das sich seit etwa zwanzig Jahren in meinem Besitz befindet: Pferde Mitwissser der Götter* heißt es. Beim Durchblättern, stieß ich auf ein paar spannende Themen. Eines davon zitiert den römischen Geschichtsschreiber Cornelius Tacitus, der sich im ersten Jahrhundert nach Beginn unserer Zeitrechnung auch mit Pferden befasst.
In der sogenannten Germania steht über den Umgang der Bevölkerung mit Pferden: „… eigentümlich aber ist diesem Volke, auch auf die Ahnungen und Warnungen von Pferden zu achten.“ Zu diesem Zweck werden Herden von Schimmeln auf Kosten der Gemeinschaft gehalten, die ausschließlich zu rituellen Handlungen eingesetzt wurden, heißt es. „Nun spannt man sie vor den heiligen Wagen, und der Priester mit dem König oder Fürsten geht nebenher und merkt auf ihr Wiehern und Schnauben.“
Laut Tacitus gelten die hieraus entnommenen Vorzeichen als die wertvollsten und wichtigsten. Denn die Pferde galten als Vertraute der Götter, während Menschen nur deren Mittler waren. Spannend finde ich die Interpretation der Kommunikationszeichen der Pferde in damaliger Zeit vor allem im Hinblick auf das, was wir heute über ihre sogenannten Calming Signals wissen – eine feine, nicht auf den ersten Blick offensichtliche Art, auf die gebotenen Umstände zu reagieren.

Unter den Carneddau-Ponys gibt es viele Schimmel. Sie haben ein Stockmaß von 100 bis 110 cm. (© Llywelyn, Wikipedia)
Übrigens waren diese Pferde für Tacitus nichts Besonderes, er fand sie „nicht durch Schönheit, nicht durch Geschwindigkeit ausgezeichnet“. Auch aus Ausgrabungen weiß man, dass die Pferde hierzulande, vor allem die der Kelten, eher klein waren. Man vermutet, dass sie dem heutigen Carneddau-Pony ähneln. Die kleinen, robusten Tiere bilden eine genetisch eigenständige Rasse und leben nahezu wild im Eryri-Nationalpark in Wales.
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* Pferde Mitwissser der Götter, herausgegeben vom Reiss-Museum in Mannheim, Edition Braus, erschienen 1997, 72 Seiten, ISBN 3-89466-209-3