Man hört und liest ja immer viel Mist in den unterschiedlichsten Medien. Richtig großer Mist wurde neulich wieder quer durch alle verbreitet – öffentliche, private und „soziale“: Pferdeäpfel sollen ein natürliches Antibiotikum enthalten.
Schuld ist ein durchs Fernsehen bekannter selbst ernannter so genannter Knochenbrecher, der gerne auch abseits seines Metiers, Pferde zu renken, was von sich gibt. Neulich erst die Ansage zu natürlichem Antibiotikum in Pferdekot. Das wäre ja an sich nicht schlimm – und danke für den netten Hinweis, das man den Rest, den der Mann von sich gibt, vielleicht auch nicht für bare Münze nehmen sollte –, aber: Es war die Erklärung, warum Hunde gerne Pferdekot fressen und man sie quasi ruhig auch lassen sollte.
Stellt sich zuerst mal die Frage, warum Hunde selbstständig ein Antibiotikum aufnehmen sollten? Nein, Scherz beiseite, es ist kein Antibiotikum in irgendwelchen Teilen oder Ausscheidungen des Pferdes, außer das Pferd hat zuvor eines verabreicht bekommen. Auch andere Medikamente werden über den Kot ausgeschieden. Noch ein Grund mehr, den Hund daran zu hindern, ihn zu fressen. Manche Rassen können an Pferdeäpfeln sogar schwer erkranken oder sterben: Wenn nämlich vorher Entwurmungsmittel benutzt wurden, die speziell für einige Schäfer- und Hütehundrassen und deren Mischlinge lebensgefährlich sind. Stichwort MDR1-Defekt.
Antibiotisch wirksam und Pferdekot – das hat allerdings tatsächlich vor gar nicht langer Zeit Schlagzeilen gemacht: Pharmakologen sind begeistert. Die Pilze, die auf dem Misthaufen wachsen enthalten ein neu entdecktes Antibiotikum, das eigentlich keines ist, sondern nur so wirkt.
Die Forscher erhoffen sich von Coprinopsis cinerea , dem Struppigen Mist-Tintling – auch Aschgrauer Mist-Tintling, Wollstieliger Tintling oder Struppiger Dungtintling genannt –, vor allem eine Antwort auf die Frage, wie Pilze es seit Jahrmillionen hinbekommen, gegen Antibiotika nicht resistent zu werden. Etwas, womit wir seit längerem ein Problem haben, obwohl wir Antibiotika erst seit 70 Jahren in großem Stil einsetzen.
Und an noch einer antibiotischen Erkenntnis sollen die Pferde indirekt beteiligt sein. Diese Geschichte hört sich allerdings noch unglaubwürdiger* an, als der antibiotische Pferdekot: Sie soll lange vor der offiziellen Entdeckung des Penicillins stattgefunden haben: Arabische Stallburschen bewahrten die Sättel in feuchten, dunklen Räumen auf, um die Schimmelproduktion in Gang zu halten, mit der „die Wunden, die durch das Scheuern der Sattel entstünden, schneller abheilen“.
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