Hippo-Logisches

So heißt ein Schlagwort in meinem Register: Es enthält nichts, was man spontan mit Hippologie in Verbindung bringt. Für mich sind diese Beiträge ein Spaß, und ergeben sich (für mich völlig logisch) aus meinen Hauptthemen*. Was aber hat es mit der Hippologie einst und heute auf sich?

Was ist ein Hippologe? Jemand der sich in allen Bereichen mit Wissen über Pferde auseinandersetzt und dabei ziemlich gut ist. Die ersten Generationen von Pferdemenschen müssen alle Hippologen gewesen sein, denn alles Wissen war neu und musste genutzt werden, um die fremde Spezies erfolgreich in die eigenen Dienste zu stellen. Darüberhinaus waren die noch nicht domestizierten Pferde charakterlich noch einmal eine andere Hausnummer, wie man etwa aus Berichten über Przewalski-Pferde und -Kreuzungen weiß.

Einige Jahrtausende später – vor der Erfindung der Dampfmaschine – stelle ich mir einen Großteil der Reiter und Fahrer im Prinzip so vor wie uns heutige Computernutzer: Wir können die wichtigsten Knöpfe drücken, wenn jedoch etwas schief läuft, schreien wir nach dem Sys-Admin.

Aber zurück zur Hippologie: Einer der ersten, der die Wissenschaft vom Pferd umfassend bearbeitete und der Nachwelt hinterließ, war im vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung der griechische Reiteroberst Xenophon. Vieles was er über Ausbildung und Haltung schrieb hat noch heute Bestand.

Guérinière gilt als Begründer der klassischen Reitkunst und Erfinder des Schulterhereins und ist damit einer der bedeutendsten Hippologen. (© École de cavalerie, Wikipedia)

Guérinière gilt als Begründer der klassischen Reitkunst und Erfinder des Schulterhereins und ist damit einer der bedeutendsten Hippologen. (© École de cavalerie, Wikipedia)

Anders ist dies bei anderen herausragenden Hippologen ihrer Zeit: Aus heutiger Sicht empfinden wir vieles, was an Zwangsmaßnahmen im Umgang und beim Reiten beschrieben wird nicht nur als überholt sondern als Tierquälerei. Andererseits halte ich es für durchaus wahrscheinlich, dass auch historische hippologische Vorbilder wie  Antoine de Pluvinel oder François Robichon de la Guérinière über bestimmte Aspekte unserer heutigen Pferdeaufzucht, -nutzung und -ausbildung, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Was würde sie am meisten überraschen, kämen sie mit einer Zeitmaschine zu uns? Die heutigen Pferde? Ihr In- und Exterieur? Wie sie geritten werden? Oder wie wir mit ihnen umgehen? Wären die Eindrücke eher positiv oder negativ?

In den Reitschulen der Renaissance gehörte das vertiefte Studium der Pferdewissenschaften dazu – an Guérinières École de Cavalerie beschäftigte man sich detailliert mit Fragen der Haltung, Pferdepflege, Fütterung und Pferdemedizin. Heute kann man Pferdewissenschaften oder Pferdewirtschaft an verschiedenen Unis studieren. Eines ist über die Jahrhunderte gleich geblieben: Umfassendes hippologisches Wissen ist wertvoll. Für jeden Pferdemenschen und für die Pferde.

* Als Pferdetherapeutin konzentriere ich mich auf gesundheitliche Aspekte – auch im Rahmen von Ausbildung sowie von Haltung und Pflege.