Lernen leichtgemacht

Bevor es mit Tipps weitergeht, wie man herausfindet, inwiefern man selbst dazu beiträgt, das Pferd zum Scheuen, Buckeln, Bocken, Blockieren oder Stehenbleiben zu veranlassen, ein kurzer Blick auf die Lern- und Verhaltenstheorie. Das lohnt sich unter anderem deshalb, weil es einen dafür schulen kann, ein Problem rechtzeitig abzuwenden.

Es gibt ein einfaches Zonenmodell aus der Psychologie das auch für Lernprozesse und Verhaltensabläufe bei Pferden herangezogen werden kann:

Das Zonenmodell aus der menschlichen Psychologie erklärt, wie es auch beim Pferd von Sicherheit zu maximalem Stress kommt. (© C. Götz)

Die Komfort-Zone ist gekennzeichnet von Sicherheit, Ordnung, Alltag und Entspannung. Pferd und Reiter sind sich ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst und zeigen sich selbstsicher und routiniert. In der Lern- oder Wachstums-Zone sind Neues, Herausforderungen und Unerwartetes sowie Risiko an der Tagesordnung – es nicht mehr so entspannend wie in der Komfort-Zone. Aber hier ist Wachstum möglich – auch im Sinne von Leistung. Dazu bedarf es manchmal Überwindung und/oder Mut. In der Panik-Zone ist keinerlei positiver Lerneffekt möglich. Es dominieren Angst, Unsicherheit und/oder Überforderung. Die Reaktionen in der Panik-Zone können je nach Pferdetyp und Vorgeschichte durchaus unterschiedlich ausfallen: Von Herumschmeißen auf der Hinterhand über Rückwärtsrennen, Steigen oder Durchgehen bis zum Hinschmeißen.

Nur wenn ich weiß, wo sich das Pferd gerade befindet, kann ich es entsprechend fordern. Und ich kann so auch vermeiden, dass es explodiert, weil es bereits am Rand zur Panikzone war: An der Grenze von der Lern- in die Panik-Zone befindet sich ein Stress-Bereich, der individuell sehr unterschiedlich ist. In ihm besteht die Chance, im übertragenen Sinne abzuwenden, bevor das Pferd in den roten Bereich geht. In dieser – sozusagen dunkelorangen Zone – können Anzeichen wie Verlust der Losgelassenheit, Festmachen, Knirschen, Klemmen, Glotzen oder Kopfschütteln auftreten.

Für Reiter ist es aber auch wichtig, zu wissen, wo man sich selber gerade befindet. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie schon eine geraume Weile den Atem anhalten – etwa, weil sie selbst Angst vor einer Sprungfolge haben. Oder dass sie immer, wenn es in eine bestimmte Ecke geht, die Pobacken zusammenkneifen und die Schultern hochziehen. Oder dass sie schlechte Laune bekommen, wenn ein bestimmtes Reiter-Pferd-Gespann die Halle betritt und deshalb die Zähne zusammenbeißen.

Wer ständig die Anzeichen für Stress übersieht – sei es bei sich oder dem Pferd – macht Lernen schwierig bis unmöglich. Mehr Tipps und Strategien dazu im nächsten Beitrag.