Riesenthema bei der jährlichen Konferenz der ISES (International Society for Equitation Science) im australischen Wagga Wagga ist die Frage nach den richtigen Kanälen für Forschungsergebnisse und besserer Zusammenarbeit aller, um das meiste für die Pferde zu erreichen.
Als Beispiel zeigte Dr. Peta Hitchens von der Universität Melbourne, wie Studienergebnisse zur Vermeidung von Verletzungen bei Rennpferden und Jockeys nicht nur bei Tierärzten, Trainern und Reitern verbreitet wurden, sondern auch auf offizieller Ebene Fuß fassen konnten. Für die teilnehmenden Wissenschaftler ist es natürlich spannend, selber stärker an der Verbreitung ihrer Forschungsergebnisse mitwirken zu können und dies nicht dem Zufall überlassen zu müssen.
Das Thema interessiert mich vor allem, weil ich – aus verschiedenen beruflichen Gründen – schon seit Jahrzehnten beobachte, wie sich Wissen über Pferde hierzulande verbreitet hat.
Zwei Beispiele finde ich spannend:
- Die Entwicklung der Freizeitreiterei wurde maßgeblich durch eine „Fehlreaktion“ der FN eingeleitet, als der Gesetzgeber Anfang der 1970er-Jahre eine starke Einschränkung des Reitrechts im Gelände plante. Da die FN damals keinen Handlungsbedarf sah – nach dem Motto: „Wir reiten eh nur in der Halle“ – gründete sich damals die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD).
- Die Arbeit von Monty Roberts und die Veränderungen, die seine Herangehensweise einleitete, geschah in Deutschland in erster Linie, weil ein Entscheider in einem Buchverlag, der keine Ahnung von Pferden hatte, die persönliche Geschichte dieses Mannes und seinen familiären Hintergrund lesenswert und aus Verlagssicht verwertbar fand.
Diese Beispiele zeigen meiner Ansicht nach, wie sehr Zufälle die Entwicklungen im Reitsport geprägt haben. Letztlich sind sogar die Einführung von Offenställen und die Veränderungen in Sachen Fütterung – mit allen negativen Aspekten, wie verfetteten Pferden und Zivilisationserkrankungen wie EMS – von diesen beiden Ereignissen mit ausgelöst worden.
Insofern, blicke ich gespannt nach Wagga Wagga, was von dort noch berichtet wird.
Mehr Gedanken zu den Entwicklungen im Bereich der Pferdehaltung habe ich hier festgehalten.