In diesem sonnigen Sommer setzten etliche Pferdebesitzer das Ergebnis einer zwei Jahre alten schwedisch-ungarischen Biologie-Studie in die Praxis um: Weil die zeigte, dass Zebrastreifen ein Bremsenschutz sind, bemalten sie einfach ihre Pferde …
Auf ungarischen Weiden hatten die Forscher festgestellt, dass die dunklen Klebe-Attrappen die meisten Pferdebremsen anzogen. Die weiße Variante war deutlich uninteressanter für die Blutsauger und noch weniger flogen die gestreifte Version an. Der Grund scheint die unterschiedliche Reflexion des Lichts durch die jeweilige Farbe zu sein. Welche Rolle die Streifen dabei spielen ist aber unklar. Außerdem streiten sich die Biologen noch darüber, ob sich die Streifen evolutionsgeschichtlich aufgrund der Insektenabwehr durchsetzten, nur zufällig da sind oder (noch) andere Gründe eine Rolle spielen.
Derweil gehen Pferdebesitzer mit Stift, Schwämmchen und Fingern ans Werk und verpassen ihren geplagten Koppelpferden den Schlankmacherlook. Neben Fingerfarben und Stiften zum Markieren von Vieh scheinen sich auch Kohle-Wasser-Mischungen zu bewähren. Auf dunklen Pferden müssen es den Berichten zufolge auch nicht zwingend weiße Streifen sein – es funktioniert wohl sogar Buntes. Sind die Zeichnungen aus Mehl und Wasser schrecken sie zwar ebenfalls die Bremsen ab, ziehen aber Fliegen an und die Pferde lecken sie teilweise ab. Die Tierfotografin Greta Hoppen hat die Streifen an Ihren Pferden ausprobiert:
Wie lange halten die Streifen und womit haben Sie sie selbst aufgebracht?
Ich habe jetzt drei Varianten an sieben verschiedenen Pferden getestet. Die Mehl-Wasser-Variante hielt zwei Tage, danach waren die Streifen so schwach, dass sie ihre Wirkung verloren haben. Für die Schimmel haben wir Kohle mit Essig vermischt. Das hielt leider nur sehr kurz. Schon am nächsten Tag waren die Streifen wieder weg. Jetzt haben wir die Pferde mit Viehzeichenstiften bemalt. Das hält jetzt zwei Tage und die Farbe war nur am Hals leicht verblasst und am Hinterbein musste man die Streifen etwas nachzeichnen, da sie vom Schweif verwischt waren. Auch kurzen Regen haben die Streifen gut überstanden. Ich werde jetzt die Viehzeichenstifte weiter nutzen. Sie lassen sich superleicht und schnell auftragen und müssen nicht so oft erneuert werden, wie etwa Mehl mit Wasser. Allerdings färben die Stifte ab, also sollte man zum Reiten eventuell noch ein Tuch unter das Pad oder die Schabracke legen.
Woran haben Sie gemerkt, dass es was gebracht?
Bei Lantana (Foto) haben die Streifen am besten gehalten. Sie stand am nächsten Tag ganz ruhig auf der Weide während die anderen Pferde wild mit dem Schweif geschlagen haben.
Haben Sie noch andere Erfahrungen mitbekommen?
Ja, viele Bekannte haben es auch erfolgreich ausprobiert. Ob Fingerfarbe, Mehl oder irgendwelche anderen Mittel zum Bemalen, bei fast allen hat es geholfen und den Pferden geht es auf der Weide viel besser.
Was war für Sie der Auslöser, es zu versuchen?
Die Pferde standen oft verschwitzt auf der Weide, schlugen wild mit dem Schweif, schüttelten den Kopf und traten mit den Hufen auf den Boden. Da bekommt man echt Mitleid mit den Tieren. Und da ich offen für solche Dinge bin und ungern Chemie verwende, habe ich es doch einfach mal ausprobiert. Mit Erfolg.
Für wen kommt es Ihrer Ansicht nach in Frage?
Besonders in bremsenbelasteten Gebieten sollte man es mal testen. Aber auch Besitzer von Ekzemerpferden können ihr Glück versuchen. Es gab schon einige positive Berichte. Vielleicht traut sich ja auch jemand damit auf Turniere? Es wäre auf jeden Fall ein Hingucker. Eigentlich ist es für jeden geeignet, der keine Scheu davor hat, sich kreativ am Pferd auszulassen. Es ist ja auch egal ob man nur Schwarz und Weiß oder auch bunte Farben benutzt, Hauptsache der Kontrast stimmt. Vor allem sollte man aber auch Spaß an der Sache haben.
Fazit: Wenn Eindecken oder mühsames stundenweises Weidemanagement nicht gewünscht oder möglich sind, kann man in der Bremsenzeit die künstlerische Ader ausleben. Bei allem Erfolg und Spaß sollte man aber nicht vergessen, dass es eigentlich ideal wäre, wenn die Tiere – nicht nur der Bremsen wegen – jederzeit einen Unterstand aufsuchen könnten. Übrigens helfen die Streifen nicht nur auf der Koppel sondern auch beim Ausreiten oder der Arbeit auf dem Platz bei der Bremsenabwehr.