Einweichen bitte

Weil viele die Hufe für ihren Schmied oder Barhufbearbeiter derzeit wässern, hier meine ultimativen Tipps dazu, sowie die für mich schlüssigste Erklärung der Wissenschaft zu diesem Thema. Denn beim Thema Hufe wässern gehen die Meinungen auseinander. Nur in einem Punkt nicht: Wer jemals selber an Pferdehufen geschnitten oder geraspelt oder geknipst hat, der weiß …

…, dass bei diesen trockenen Witterungsbedingungen schon einige Minuten einweichen einen Riesenunterschied machen. Geht plötzlich viel leichter als in dem betonharten trockenen Zustand, in dem die Hufe durch dieses Wetter jetzt sind. Soviel mal vorab. Wasser wirkt also.

Nur wie? Eine Studie, die neuseeländische wildlebende Pferde in feuchten Regionen mit wildlebenden australischen Pferden in supertrockener Wüstenregion verglichen hat, kam zu dem Ergebnis: Der Wassergehalt in der Hufwand unterscheidet sich trotz den extremen Unterschieden in der Haltung nicht.

Aber: Badet man trockene Hufe, weisen deren Sohlen einen höheren Feuchtigkeitsgehalt auf als vorher. „Vielleicht ist es also der Feuchtigkeitsbeitrag der Sohle und möglicherweise einer sehr dünnen distalen Schicht der Hufwand, die bei feuchter Witterung den Eindruck einer leichteren Bearbeitbarkeit des Hufs entstehen lässt“, so der Schluss aus dem verlinkten Beitrag.

Diese Form der Wasseraufnahme könnte sogar einen tieferen Sinn haben. Denn von menschlichen Fingernägeln weiß man, dass häufiges Nasswerden und Trocknen sie brüchig werden lässt. Genau dieser Effekt könnte wichtig für die Sohle sein, damit sie sich regelmäßig erneuern kann. So genanntes Zerfallshorn – Horn also, das sich in einem natürlichen Erneuerungsprozess gerade vom Huf verabschiedet – findet sich tatsächlich nur an der Sohle, nicht an den Wänden. Selbst wenn die Pferde Wasserstellen aufsuchen, an denen sie die Hufe nicht oder nur vorne wässern, hat ein freilebendes Pferd überall dort, wo es Gras gibt, täglich Kontakt mit Wasser: über den Tau.

So dick muss der Schaumstoff zum Einweichen der Hufe nicht sein, aber ein paar Zentimeter hoch sind hilfreich, damit genug Wasser gehalten wird. (© C. Götz)

Genau das ist mein Trick Nummer eins, den ich nutze, um die Hufe an trockenen Tagen zum Bearbeiten vorzubereiten: Ich reite sehr früh am Morgen auf Wiesenwegen aus. Direkt danach mache ich die Hufe. Geht das nicht, kommt Trick Nummer zwei zum Einsatz: Ein großes oder mehrere kleine Schaumstoffpads unter den oder die Hufe stellen und nass machen. Ein paar Zentimeter hoch sollte es schon sein, damit es genug Wasser hält. Trick Nummer drei stammt von einer Freundin: Sie macht ihre Krankenhufschuhe aus Leder innen nass. Im Prinzip kann man natürlich auch andere Hufschuhe nehmen, solange man die Ablauflöcher etwas abdichtet.