Vibrisse ist der Fachbegriff für die Tasthaare, die alle Säugetiere besitzen. Sie sind wesentlich länger und dicker als das sonstige Fell und sitzen am Kopf rund um die Augen und am Maul. Doch was machen unsere Pferde eigentlich mit den Vibrissen genau?
Tasthaare, auch Sinushaare oder Vibrissen genannt, unterstützen den Tastsinn der Säugetiere. Pferde haben sehr viele lange Tasthaare an der Unterlippe und kürzere an der Oberlippe. Damit prüfen sie in erster Linie ihr Futter. Auch rund um die Augen sitzen bei den meisten Pferden einige längere Vibrissen. Diese zeigen auch im Dunkeln an, ob ein Gegenstand – etwa ein Ast – sich in möglicherweise gefährlicher Nähe befindet.
Während die Körperhaare Berührungsinformationen weitergeben, weil Nervenenden an ihrer Wurzel jede Lageveränderung und Erschütterung melden, kommt bei Vibrissen ein etwas anderes System zum Einsatz: Sie sind in einen speziellen Haarbalg, auch Follikel genannt, eingebettet, der eine blutgefüllte Kapsel enthält. Dieser sogenannte Blutsinus hat besonders viele freie Nervenenden in seiner Wand. Die Vibrissen haben über ihre Länge und Stärke die Möglichkeit, in der Kapsel einen größeren Reiz auszuüben, als normale Körperhaare. Verstärkt wird dieser Reiz noch durch das Blut, das durch das Tasthaar in der Kapsel zur Seite bewegt wird. So können über Vibrissen sogar minimale Reize wahrgenommen werden. Für die Verarbeitung diese Reize stehen große Gehirnareale zur Verfügung.
Weiß man das, kann man sich vorstellen, dass man die Haare keinesfalls abschneiden darf. Beim Pferd muss man zusätzlich darauf achten, die Tasthaare an den Augen nicht unter den Backenriemen der Trense zu klemmen.
Das in Deutschland verbotene so genannte Clippen von Pferden, das man vor allem aus dem Westernsport und von den Show-Arabern kennt, bezieht nicht nur die Tasthaare mit ein, sondern auch die Schutzhaare in den Ohren. Mehr über Schutzhaare bei Pferden in einem der nächsten Beiträge.