Wer sich unter Pferdebesitzern umhört, stellt fest, dass es viele Pferde gibt, die Probleme mit den Augen haben: die auf einem oder beiden Augen erblindet sind und ältere Pferde, bei denen die Sehfähigkeit allmählich nachlässt. Viel weniger bekannt ist, dass ein nachlassendes Gehör oft weit größere Probleme verursacht.
Eine englische Studie zeigte, dass über 90 Prozent der alten Pferde Erkrankungen des Auges haben. Einige davon, wie Trübungen der Linse, sind gut von außen zu erkennen. Andere verbergen sich jedoch im Inneren des Auges und sind häufig nur mit speziellen Geräten zu erkennen, etwa degenerative Veränderungen der Netzhaut. Wer jetzt sagt: Das merke ich doch, wenn das Pferd nicht mehr gut sieht, dem sei gesagt: Vergessen Sie’s. Denn das Pferd versucht als Fluchttier seine Schwächen immer gut zu verbergen, damit es nicht ins Visier eines Raubtieres gerät. Und das kann vor allem in gewohnter Umgebung ausgesprochen gut gelingen.
Noch weniger offensichtlich als Probleme mit den Augen, sind Probleme mit den Ohren. Es gibt oft nur einige wenige Hinweise, dass ein Pferd nun schlechter hört: Das Pferd wir unsicherer, ängstlich, verspannt – vor allem in ungewohnter Umgebung oder neuen Situationen. Ähnlich wie bei vielen Augenerkrankungen kommt die Einschränkung meist nicht plötzlich, sondern schleichend. Das macht es für das Pferd leichter, sich darauf einzustellen und sich nichts anmerken zu lassen und für den Menschen entsprechend schwieriger, es zu erkennen.
Sind die Ohren und/oder Augen betroffen können wir Menschen unser Verhalten im Sattel und im Umgang ändern, um dem Pferd zu zeigen, dass wir: erstens sein Problem erkannt haben und zweitens etwas tun, damit es sich wohler fühlt.
Ein Pferd, das schlecht oder (fast) gar nichts mehr sieht, wird man beispielsweise noch früher und noch bewusster ansprechen. Bei einem Pferd, dessen Ohren nachgelassen haben, wird man versuchen, die Frequenzen zu finden, die es noch wahrnehmen kann, sodass es nicht erschrickt, solange es uns noch nicht sieht. Häufig werden Pfiffe noch gut wahrgenommen oder wenn man in die Hände klatscht.
Ist man direkt am Pferd oder mit ihm unterwegs ist, hilft es meiner Erfahrung nach, wenn man ihm signalisiert, dass man an seiner Stelle die Umwelt wahrnimmt. Wer dies aus einer eigenen Sicherheit heraus macht und ein Vertrauensverhältnis zu seinem Pferd aufgebaut hat, kann auch mit blinden und tauben Pferden noch viel Spaß und einen entspannten Umgang bis hin zu Ausritten haben.
Wie man es für das eigene Pferd passend macht, muss man individuell herausfinden. Welche Faktoren dabei eine Rolle spielen können zeigen die Fallbeispiele im nächsten Beitrag.