Nicht gerade gleich

Bei Untersuchungen zur Genauigkeit von Messungen mit Wärmebildkameras stellte das Forschungsteam zufällig fest, dass die Vorderbeine nahezu aller untersuchten Pferde leicht unterschiedliche Temperaturen aufweisen. Womit das zusammenhängen könnte ist allerdings noch nicht klar. Spannend, sich darüber Gedanken zu machen, finde ich.

Nahezu immer sind die Vorderbein nicht genau gleich warm. Das war Zufallsergebnis einer Studie über die Genauigkeit der Thermografie. (© S. Westermann/Vetmeduni Vienna)

Nahezu immer sind die Vorderbein nicht genau gleich warm. Das war Zufallsergebnis einer Studie über die Genauigkeit der Thermografie. (© S. Westermann/Vetmeduni Vienna)

Welche Möglichkeiten kommen in Frage? Zuerst muss man wohl fragen, was macht die Unterschiede an Temperatur grundsätzlich aus? Da die Abweichungen von den Forschern nicht als pathologisch, also krankhaft, bezeichnet werden, kommt eigentlich nur eine vermehrte beziehungsweise verminderte Durchblutung in Frage. Und die wiederum kann mit vielen möglichen Faktoren in Zusammenhang stehen:

  • Wie beim Menschen gibt es bei Pferden auch Rechts- und Linkshänder. Und das wiederum bedingt, dass ein Vorder- und ein Hinterbein stärker sind. Dies wiederum kann eine Auswirkung auf die Durchblutung haben.
  • Die natürliche Schiefe spielt ebenfalls eine Rolle bei der Ausprägung von Kraft und Geschicklichkeit eine Rolle.
  • Sehr viele Pferde haben ungleiche Vorderhufe. Einer ist flacher und meist breiter als der andere. Woran das ursächlich liegt, daran scheiden sich die Geister. Die Haltungsbedingungen mit Fressen vom Boden ohne Vorwärtsbewegung, bei der von Fohlen an ein Bein – auch aufgrund der Händigkeit – nach vorne gestellt wird, wird ebenso als Grund dafür genannt wie die Händigkeit selbst.

Weiterführende Untersuchungen könnten zeigen, ob die unterschiedlichen Temperaturen an Händigkeit, Schiefe oder Hufdysbalancen gekoppelt ist. Oder ob die Häufigkeit von Verletzungen etwa an Sehnen und Bändern mit dem Wärmeunterschied in Verbindung steht.

Bei dem eigentlichen Untersuchungsgegenstand – der Genauigkeit von Wärmebildmessungen –  kam übrigens heraus, dass schon leichter Luftzug die Ergebnisse verfälschen kann, weil er punktuell stark kühlt. Simone Westermann und ihre Kollegen von der Abteilung für Pferdechirurgie an der veterinärmedizinischen Universität Wien kamen zu dem Schluss, dass es von enormer Bedeutung für die Verlässlichkeit der Temperaturmessungen mit Wärmekameras ist, dass im Raum, in dem gemessen wird, absolute Windstille herrscht.