Tellerrand: Fahren

Es gibt Reiter – sogar geübte und sichere –, die sich nicht vorstellen können, wie man ein Pferd von einem Kutschbock aus dirigieren kann. Sie würden niemals die (vermeintliche) Sicherheit des Sattels gegen die Kutsche tauschen. Und doch sind oft gerade solche Reiter fasziniert von dieser Fortbewegungsart.

Ein Pferd einzuspannen ist historisch gesehen in weiten Teilen der Erde der ältere Einsatz der Pferde durch den Menschen. Man kann eine Idee früher beginnen, ein Pferd vorsichtig einzufahren, als es einzureiten, denn das Ziehen eines Wagens kommt seinem Körperbau mehr entgegen als das Tragen eines Reiters.

Egal aus welchem Grund Sie sich für das Fahren interessieren, es ist weniger aufwändig zu erlernen, als Sie vielleicht denken. Man muss aber nicht zwingend das eigene Pferd einfahren, um vom Fahren im Sinne eines Tellerrand-Erlebnisses zu profitieren. Ein Fahrkurs oder einzelne Stunden bei einem Ausbilder auf dessen Pferden sind eine wundervolle Gelegenheit, den Partner Pferd einmal aus einer ganz anderen Perspektive kennen und schätzen zu lernen. Was passiert dabei?

Grundsätzlich kann man mit jedem Pferd fahren, vom Shire bis zum Shetty. (© C. Götz)

Viele Reiter, die das Fahren ausprobieren, erleben eines oder mehrere dieser Dinge:

  1. Vielen Reitern ist nicht bewusst, wie unerzogen, unruhig oder unsicher ihr eigenes Pferd ist, bis sie ein gut ausgebildetes Fahrpferd erleben.
  2. Vielen Reitern ist nicht bewusst, wie fahrig und unkonzentriert sie selbst oft am Pferd sind, bis sie sich dabei erleben, wie sie mit den Ausrüstungsgegenständen beim Fahren hantieren.
  3. Vielen Reitern wird beim Fahren bewusst, wie viel Vertrauen auf beiden Seiten nötig ist, um sicher gemeinsam unterwegs zu sein.
  4. Vielen Reitern wird auf dem Kutschbock klar, wie Kommunikation mit dem Pferd auch anderweitig und „auf Entfernung“ vonstatten geht.
  5. Vielen Reitern wird mit den Leinen in der Hand auch einiges über ihre Zügelführung und ihre Hilfengebung beim Reiten klarer.
  6. Viele Reiter erleben die Freude an der Natur mit dem Pferd durchs Fahren das erste Mal oder auf intensivere Weise.

Was immer es bei Ihnen persönlich bewegen wird: Wenn Sie sich darauf einlassen, wird ein Exkurs ins Fahren auch ihr reiterliches Wissen und Können beleben und bereichern.

Im nächsten Beitrag geht es darum, wie es funktionieren kann, das eigene Pferd in fahrerische Aktivitäten einzubinden. Ich habe mein erstes Pferd nach Rücksprache mit dem Tierarzt nach einem Sehnenschaden eingefahren, da ich eine Weile nicht springen und die Sehnen kräftigen wollte. Ich habe viel dabei gelernt und das Pferd hat massiv in Sachen Selbstbewusstsein und Muskelaufbau profitiert.

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