Als ich bei meinem ersten Pferd merkte, dass Verladen ein Riesen-Problem war, stand ich vor einer – wie ich meinte – unüberbrückbaren Schwierigkeit: Ich hatte keinen Hänger zum Üben. Also machte ich aus der Not eine Tugend und dachte mir „Trockenübungen“ aus. Etwas, was heute generell empfohlen wird.
Doch bevor es an konkrete Tipps geht, ist mir noch wichtig, ein paar grundlegende Dinge zu vermitteln:
Es ist nie verkehrt, zu wissen, was das Pferd als Basis mitbringt. Ist es grün? Kennt es das Verladen also gar nicht? Das ist sehr selten, denn die meisten Pferde werden von klein auf transportiert: Mit der Mutter zum Brennen, vom Züchter zum Händler, vom Verkäufer zu Ihnen … Nur wissen Sie nicht, wie das jeweils gemacht wurde und was für ein Erlebnis das für das Pferd war. Nicht alle Mutterstuten sind verladefromm und kaum jemand macht sich die Mühe, mit vorbereitenden Übungen zu starten und das Pferd langsam an die vielen verschiedenen fremden Situationen zu gewöhnen: das Verweilen in der engen Höhle, das Holpern, die Geräusche und die ungewohnte Wahrnehmung beim Gefahrenwerden und dann schlagartig in einer neuen, möglicherweise stressigen Umgebung.
Klarheit über die Notwendigkeit, ein Pferd das alles in Ruhe begreifen zu lassen, erlangen erst diejenigen, deren Pferde sich nicht verladen lassen: die wie versteinert stehen bleiben, ausbrechen oder steigen oder die, fast verladen, im letzten Moment wie von der Tarantel gestochen rückwärts aus dem Hänger schießen. Ein Pferd, das beim Verladen Probleme macht – darüber sind sich die Verhaltensforscher inzwischen weitgehend einig – hat Angst. Wer meint, Sturheit und Böswilligkeit seien die Ursache, liegt falsch. Dennoch kann ein Pferd natürlich in seiner Angst versuchen, seine Bedürfnisse durchzusetzen.
Allerdings haben nur wenige Pferde echte Panik oder regelrecht Todesangst vor dem Hängerfahren. Diese Exemplare gibt es auch, sie sind aber sehr selten. In der Regel hat ein Pferd das beim Verladen Probleme macht nicht genug Vertrauen, das Unangenehme, was es mit dem Hänger verbindet, zu überwinden. Das erklärt beispielsweise, warum manche Pferde, die bei ihrem unsicheren, weil verladeunerfahrenem Besitzer den Einstieg verweigern, sich absolut selbstverständlich von einem souveränen Fremden in den Pferdehänger führen lassen.
Es kann also sein, dass sie zuerst einmal an sich arbeiten müssen, bevor Sie mit dem Pferd das Verladen üben. Die gute Nachricht dabei ist: Bodenarbeit, die Pferde aufs Verladen vorbereitet, trainiert gleichzeitig auch verladeunsichere Menschen. Darüber in ein paar Tagen mehr …