Nachdem ich den Hänschen-Artikel eingestellt hatte, tauchte die Frage auf, warum ich denn den Text nicht stattdessen mit dem klassischen Spruch zu der Thematik betitelt hätte. Sie wissen nicht, wie der lautet?
Immer langsam mit den jungen Pferden! In der Bedeutung von „Nichts überstürzen!“, „Keine Hektik!“ ist er in die Alltagssprache eingegangen. Wie das kam, weiß keiner so recht. Es ist aber schwer anzunehmen, dass die Redewendung tatsächlich aus der Pferdewelt kommt.
Für mich stellt er eine andere Facette der Pferdeausbildung dar, als die in der Hänschen-Geschichte angesprochene Problematik: Das langsame, vorsichtige Vorgehen mit den jungen Pferden macht aus verschiedenen Gründen und auf körperlicher sowie psychischer Ebene Sinn. Ein junges Pferd, das nicht verstanden und akzeptiert hat, was passiert – von der Gewöhnung an die Trense bis hin zum Reitergewicht – wird sich verspannen und aus dieser Verspannung in irgendeiner Form gegen den Menschen arbeiten. Im krassen Fall durch Bocken, in „milder“ Form durch Bewegungseinschränkungen im Sinne eines Klemmens und Festhaltens. Die Folge davon wiederum sind mangelnde Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und das Annehmen von falschen Bewegungsmustern und Haltungen.*
Langsam heißt aber auch – der fehlenden Kondition angepasste Aufbauarbeit. Nicht zu schnell zu viel zu verlangen, nicht zu lange oder zu oft zu trainieren. Das Herz-Kreislauf-System muss sich genauso auf die neue Aufgabe einstellen wie Sehnen, Bänder und Muskeln. Das aber bedeutet auch, dass nicht nur mit den jungen Pferden „langsam“ gemacht werden muss sondern mit jedem Pferd, dass sich nach einer wie auch immer gearteten Pause im Wiederaufbau befindet. Viel Schritt über einen längeren Zeitraum, am besten im Gelände, ist – in Kurzform – die ideale Vorgehensweise.
* Ein Begriff, der für diese Zusammenhänge häufiger benutzt wird ist Psychomechanik. Weitere Beispiele dazu habe ich hier beschrieben.