Nasentier Pferd

Wir Pferdemenschen sind oft überrascht, wenn der Geruchssinn unserer Pferde zum Vorschein kommt – denn meist erklären wir uns erst hinterher, dass die Nase des Pferdes eine bestimmte Situation maßgeblich mitbestimmt hat. Das liegt daran, dass der Geruchssinn des Pferdes wesentlich besser entwickelt ist als unser eigener.

Wie viel besser, merke ich oft beim Ausreiten: Da werden die Pferde plötzlich ohne ersichtlichen Grund unruhig und einige Meter später sehe auch ich an Trittsiegeln oder den typischen Wühlspuren, dass hier vor gar nicht allzu langer Zeit Wildschweine gewesen sein müssen.

Pferde können aber nicht nur Feinde am Geruch wahrnehmen – und als solche gelten Wildschweine unseren Reittieren. Denn ein verletztes Pferd kann einer ausgewachsenen Sau zum Opfer fallen. Sie können, wie Forscher festgestellt haben, auch riechen, ob wir gut oder schlecht drauf sind.

Nüster auf links gedreht: Kontaktaufnahme mit deutlich aktiviertem Geruchssinn. (© C. Götz)

Es gibt Tage im Leben meiner Stute, da bin ich besonders interessant für sie, wenn ich vom Behandeln komme – und noch interessanter bin ich in diesen Zeiten, wenn ein Hengst in der Kundschaft war.

Pferdeverhaltensforscher sind sich auch sicher, dass Pferde sich nicht nur optisch, sondern auch über den Geruchsinn orientieren. Sicher weiß man, dass sie Wasser finden, indem sie dem Geruch folgen.

Die Schleimhaut der Nasenhöhlen ist reichlich mit Riechzellen ausgestattet. Das Pferd kann zudem die Nüstern so verändern, dass Geruch aus unterschiedlicher Richtung oder auch intensiver wahrgenommen werden kann.

Der Geruchssinn ist bei der Nahrungsaufnahme im Einsatz (hier signalisiert er beispielsweise Verunreinigungen im Gras und hilft beim Erkennen von Futterpflanzen) und bei der sozialen Interaktion – von der Paarung bis zur Bindung des Fohlens an die Mutter.

Pferde können ohne Schwierigkeiten an den Kothaufen von Artgenossen erschnuppern, um welches Geschlecht es sich handelt, welchen Rang das Tier hat und ob es zur eigenen Gruppe gehört oder fremd ist. Und dafür müssen die Pferdeäpfel nicht einmal frisch sein.

Das erklärt auch, warum manche Haufen für ein Pferd interessant sind und andere nicht. Denken Sie daran, dass das Pferd vielleicht gerade etwas mit der Nase wahrnimmt, das wir nicht ansatzweise riechen können, wenn Sie eine Reaktion nicht einordnen können.