Eine Hundetrainerin sagte mal zu mir, im Alter würden Hunde oft das wieder auspacken, was am Anfang ihrer Ausbildung und Erziehung Probleme gemacht hätte. Ich kann das sowohl für den Hund als auch fürs Pferd bestätigen. Doch woran liegt das? Es können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.
Die Unsicherheit, die sie auslösen, steht über allem: Denn mit zunehmendem Alter lassen sowohl körperliche, als auch geistige Fähigkeiten nach. Der Erhalt der Muskulatur wird mit fortschreitendem Alter immer schwieriger. Wo Muskeln schwinden, verabschiedet sich auch die Fähigkeiten, sich auszubalancieren und schnell zu fliehen. Dinge, die für das Fluchttier Pferd wichtig sind.
Auch Schmerzen können zu Unsicherheit führen: Wer ohnehin schon eine geringgradige Lahmheit kompensiert, ist leichter zu alarmieren. Beim älteren Pferd können aber auch aus energetischer Sicht Probleme auftauchen – beispielsweise, wenn die Nieren nicht mehr optimal funktionieren. Das kann sich in erhöhter Schreckhaftigkeit zeigen.
Aber auch die Augen oder Ohren können in zunehmendem Alter nachlassen. Letzteres führt oft dazu, dass Geräusche sehr spät wahrgenommen werden und dann aber plötzlich sehr laut oder nah sind. Dies kann etwa zum Erschrecken vor Autos führen, obwohl das Pferd bis vor Kurzem noch verkehrssicher war.
In gewisser Weise erklärt es auch den Spruch: „Je oller, je doller“, den viele Pferdebesitzer auch auf ihre Senioren anwenden. Dann nämlich, wenn das Pferd beim Ausreiten plötzlich wie als Dreijähriger wieder nach seinen Koppelnachbarn brüllt oder wenn – vor allem unbekannte – Wege plötzlich wieder voller pferdefressender Gespenster sitzen. Dabei sollte man im Hinterkopf behalten, dass es im Fluchttier Pferd verankert ist, so zu tun, als ob es fit wäre – frei nach dem Motto: „Mich kriegst du nicht, Löwe!“
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