Wirken Männer allein durch ihre hormonelle Ausschüttung über den Körpergeruch anders auf Pferde als Frauen? Zu dieser These habe ich im vorherigen Beitrag über zwei Studien berichtet. Ich bin die Antwort auf die Frage, was dies für uns Pferdefrauen bedeutet, noch schuldig geblieben …
Vorab ein Beispiel aus meinem journalistischen Beruf: Ich habe bemerkt, dass ich anders schreibe, wenn ich als „Mann“ schreibe und dass meine Texte auch anders aufgenommen werden.
Unter Pseudonym – unter einem anderen Namen oder Geschlecht – zu schreiben ist bei Roman-Autoren üblich und auch in meiner Branche habe ich schon oft ein männliches Pseudonym verwendet, wenn ich Texte für Kunden verfasse, die für ein erklärtermaßen oder angeblich typisch männliches Thema einen Kollegen wollten („Das muss ein Mann schreiben!“). Selten bin ich mehr gelobt worden für Texte …
Natürlich begebe ich mich, wenn ich unter einem männlichen Namen schreibe, bewusst in eine Rolle. Ich überlege, fühle: Wie könnte ein Mann das wahrnehmen und ausdrücken? Und natürlich schreibe ich dann anders – für mich und andere wahrnehmbar.
Vielleicht ist es beim Pferd auch mal gut, in eine Rolle zu schlüpfen: die des souveränen, ruhigen Herdenchefs etwa oder die des gut gelaunten Spaßmachers. Was wir halt gerade brauchen, um unser Pferd zu motivieren oder zu beruhigen. Alle anderen warten einfach auf den männlich-herben Duft „Eau de Cheveau“ mit viel männlichen Pheromonen. Ich bin sicher, er kommt irgendwann.
Ein Produkt mit Stutenpheromonen gibt es schon fürs Pferd. Auch sonst hat der Markt einiges zu bieten, was Pferde beruhigen soll und man hört sehr unterschiedliche Dinge darüber. So gibt es flüssige Ergänzungsfuttermittel mit L-Tryptophan und Magnesium, mit Kräutern wie Hopfen, die beruhigen oder mit Algen, die Stressreaktionen im Körper puffern sollen.
Allerdings neigen wir Menschen dazu, unser Verhalten an Dinge anzupassen, die wir vermuten: Im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung agieren wir so, dass sie sich erfüllt. Das ist grundsätzlich eine gute Nachricht für uns als Pferdemenschen. Denn das bedeutet auch, dass es funktionieren kann, uns dem Pferd anders zu präsentieren: selbstsicherer, ruhiger, gelassener, bestimmter. Frei nach dem Motto – Fake it, till you make it.