Wenn wir uns mit den Ohren unserer Pferde befassen, dann geht es meist um den körpersprachlichen Ausdruck – was sie uns also mit der Stellung ihrer Ohren sagen. Doch in der Kommunikation mit Pferden spielen auch Stimmkommandos eine große Rolle. Zeit, die Ohren als Hörorgan mal genauer zu betrachten.
Es gibt tatsächlich Studien, die sich damit befasst haben, wie Pferde menschliche Stimmen wahrnehmen: Sie reagieren mit Unruhe auf strenge, tiefe Stimmen, vor allem, wenn die Sprecher nicht sichtbar sind, und sie sind entspannter, wenn ein Mensch anwesend ist, der mit einer weichen, sanften Stimme spricht.

Pferde hören sehr gut und können – wie bei der körpersprachlichen Wahrnehmung – feinste Unterschiede wahrnehmen. (© C. Götz)
Man fand außerdem heraus, dass sie bei Stimmen, die sie mit positiven Erfahrungen verknüpft haben, erhöhte Aufmerksamkeit und einen positiven emotionalen Zustand zeigen. Bei solchen, die für sie mit vergangenen negativen Erfahrungen assoziiert sind, lassen sich negative körper(sprach)liche Symptome erkennen.
Auch verschiedene Sprachen können Pferde unterscheiden, wie eine Studie nahelegt und Erfahrungswerte beweisen. Meine eigenen Beobachtungen diesbezüglich habe ich hier beschrieben.
Bei all dem hilft ihnen ihre Fähigkeit – ähnlich wie Hunde – extrem gut unterschiedliche Tonhöhen wahrzunehmen. Der Hintergrund ist klar: Als Fluchttiere und Beute sind sie darauf angewiesen, Gefahr auch hören zu können*. Und als soziale Tiere müssen sie in der Lage sein, die Geräusche ihrer Herdengenossen wahrzunehmen und zu interpretieren. Und tatsächlich kommunizieren Pferde über wiehern, schnauben, grunzen, quietschen, blubbern, brummen viel häufiger und facettenreicher, als uns das zumeist bewusst ist.
Fakt ist also: Pferde hören sehr gut und können – wie bei der körpersprachlichen Wahrnehmung – feinste Unterschiede wahrnehmen. Laut Studien lässt sich für Pferde allein am Wiehern eines fremden Artgenossen dessen Größe, Geschlecht und Status in der Gruppe bestimmen. Sie erkennen unsere Autos am Geräusch, noch bevor wir in den Hof fahren.
Viele Ausbilder sind der Ansicht, dass wir zu wenig um die Kraft und Fähigkeit unserer Stimme wissen. Dazu trägt eventuell auch bei, dass in LPO-Dressurprüfungen Stimme verpönt ist: Wegen einer (deutlichen) Stimmhilfe wird man nicht disqualifiziert, aber in der Regel etwas schwächer bewertet. In WBO-Bewerben ist die Stimme hingegen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, um es dem Pferd leichter zu machen. Und bei Jungpferden sind sich alle einig: Stimme hilft sehr.
Wie Pferde ihre Ohren zum Hören einsetzen, darum ging es hier. Mehr über den Hörsinn und wie wir ihn uns zunutze machen können folgt im nächsten Beitrag …
* Das ist übrigens ein Grund, warum Pferde bei Wind so unruhig sind: Er überdeckt Geräusche.