„Der sture Bock!“

Jeder von uns hat es schon erlebt: Das Pferd wirft – an der Hand, unter dem Sattel, beim Verladen oder im Parcours den Anker. Es ist unsere Aufgabe, herauszufinden, was das Problem ist, wie es dazu kommen konnte und wie man es so löst, dass es nicht nur in diesem Moment für das Pferd einen positiven Lerneffekt hat, sondern …

… möglichst in Zukunft nicht mehr auftritt. Ja, ich weiß! Ich komme auch nicht aus Rosa-Barbiepferdhausen. Aber wir alle können dazulernen und die besten von uns tun das gerne ein Leben lang.

Im letzten Beitrag habe ich beschrieben, wie das Abschalten (Shutdown oder Dissoziation genannt) und das Einfrieren (Freeze) aktuell diskutiert werden.

Wie aber kommt es dazu? Grundsätzlich könnte man sagen: Wenn man das Pferd nicht lernen lässt, bei neuen Anforderungen zu entspannen, und diese somit wirklich zu erlernen und zu verstehen, dann ist man schnell in Richtung Shutdown unterwegs (gegebenenfalls mit dem ein oder anderen Freeze dazwischengeschaltet).

Wer etwa an Desensibilisierung arbeitet, ohne zu erkennen oder abzuwarten ob und bis das Pferd wirklich entspannt, bringt ihm letztlich bei, bei Dingen, vor denen es Angst hat, mit einem Shutdown zu reagieren.

Wer mit Pferden zu tun hat, wird irgendwann auch Ausnahmezustände erleben. Eine gute Ausbildung kann darauf vorbereiten. (© C. Götz)

Ein Beispiel: Man reitet ein Pferd an und merkt, dass es beim Auflegen des Sattels ein Problem hat, weil es die Ohren anlegt oder den Kopf dreht. Man arbeitet daran und merkt nicht, dass man schon weitermacht, wenn das Pferd noch nicht ganz entspannt ist. Man übersieht etwa, dass es nach den ersten Malen seine Anspannung nur noch zeigt, indem es aufhört zu blinzeln. Man gurtet und merkt nicht, dass das Pferd nun auch noch die Luft anhält. Man beginnt – oft auch erst bei einer der nächsten Trainingseinheiten – mit dem Aufsteigen und beim Erscheinen des rechten Reiterbeins auf seiner rechten Seite gerät das Pferd dann in einen Shutdown. Das vorherige Nicht-Beachten und Nicht-Auflösen seiner Stresslevel haben dazu geführt. Als von ihm gefordert wird, sich mit Reitergewicht zu bewegen, will es sich nicht bewegen und bleibt wie festbacken stehenbleiben. Erhöht man den Druck weiter, kann es explodieren.

Man liest im Zusammenhang mit Shutdown/Abschalten deshalb auch von Learned Helplessness (erlernter Hilflosigkeit). Diese kann eine Rolle spielen, wenn das Pferd tatsächlich gelernt hat, dass seine Bedenken und sein Stress nicht gesehen werden.

Das Mittel der Wahl ist, dass wir lernen, zu erkennen, wann das betreffende Pferd mit einer neuen Anforderung oder Herausforderung entspannt umgeht und erst dann einen Schritt weiterzugehen. Die feinen Signale die es dabei zeigt, sind entscheidend für die Einschätzung.

Übrigens: Den Ausspruch aus der Überschrift habe ich Gott sei Dank schon länger von niemandem mehr gehört.