Warum dulden uns Pferde eigentlich überhaupt auf ihrem Rücken? Neulich kam ich mit einer Kundschaft und wenig später auch mit einer Kollegin auf dieses Thema. Meine ganz persönliche Theorie dazu kam mir vor einigen Jahren, als ich gerade ausreiten war.
Ich glaube, dass Pferde irgendwann entdeckt haben, dass es sich gut anfühlt, nicht mit diesem Fluchttier-Modus durch die Gegend zu rennen, sondern sich sicherer zu fühlen – mehr wie ein Raubtier. Der Mensch muss ihnen diese Art Schutz bereits im Rahmen der Haustierwerdung geboten haben.
Nach wie vor ist nicht klar, wann das passierte: Die am weitesten verbreitete Annahme ist, dass Pferde ab 4.500 vor unserer Zeitenwende geritten wurden. War vor einigen Jahrzehnten die These noch, man hätte sie zuerst eingespannt, ist man derzeit davon wieder abgekommen. Allerdings gibt es auch Hinweise, dass bereits 6.000 vor Christus Gebisse benutzt wurden. Und Höhlenmalereien aus dem Iran, die Reiter zeigen, werden auf 8.000 vor Christus datiert.
Man kann davon ausgehen, dass der Kontakt mit Pferden sich, überall dort, wo sie heimisch waren, bereits sehr viel früher immer wieder ergeben und auch auf friedliche Weise angebahnt hat. Denn das Pferd war ja schon lange Zeit als Nahrung interessant und andere Tierarten wie Ziegen und Schafe hatte man bereits erfolgreich domestiziert.
Egal wann der Mensch zum Reiter wurde und das Pferd zum Reittier – jeder Reiter, der einmal dieses Verschmelzen mit dem Pferd zu einer Art Zentaur wahrgenommen hat, ist sich des Suchtfaktors dieses Gefühls bewusst. Diese Art Pferdemensch möchte man immer wieder sein. Ich bin überzeugt, dass man dieses Gefühl nur wahrnehmen kann, wenn es das Pferd in diesem Moment auch gut findet, wie sich der Reiter auf seinem Rücken anfühlt.