Diagnose von ECVM/ECCMV

Bislang weiß man, dass bis zu 30 Prozent der Pferde einer Rasse* anatomische Variationen an den letzten Hals- und ersten Brustwirbeln aufweisen. In der Praxis werden nur wenige Pferde klinisch auffällig – entwickeln also Symptome, die diesen Variationen zugeordnet werden. Deshalb ist es so wichtig, …

… zu klären, wie groß die Auswirkungen des Problems wirklich sind und ob etwaige klinische Auffälligkeiten von anderen Faktoren getriggert werden.

Bis die Studienlage aufschlussreicher ist kann im Einzelfall das Zusammenspiel von ganzheitlicher Analyse helfen. Röntgen kann zeigen, ob Auffälligkeiten bestehen, eine osteopathische Diagnostik kann muskuläre Probleme und Blockierungen aufdecken, die Hufsituation kann weitere Hinweise und gleichzeitig therapeutische Ansätze geben.

Und nicht zuletzt spielen auch Faktoren wie Ernährungszustand (Übergewicht und damit verbundene Gangeinschränkungen) sowie genetische Trigger wie Equine Myopathien (MIM) und das Trainings- und Fütterungsmanagement eine Rolle, wenn einem Pferd mit Problemen im Bewegungsapparat geholfen werden soll, bei dem ECCMV im Raum steht. 

An englischen Vollblütern hat man vor 120 Jahren erstmals die Auffälligkeiten der Halswirbelsäule beschrieben. (© Softeis, Wikipedia)

Für alle, die eine ECCMV-Problematik bei ihrem Pferd vermuten und es genauer wissen möchten: Vier Aufnahmen von der unteren Halswirbelsäule und ihrem Übergang in die Brustwirbelsäule – schräg von unten nach oben geröngt –, geben in der Regel bereits Auskunft, ob die Anomalie vorhanden ist oder nicht.

Diese Aufnahmen können zwar im Stall angefertigt werden, sind aber idealerweise an einer Klinik durchzuführen. Denn es ist – je nach Ausprägung der Symptomatik – sinnvoll, auch die restliche Halswirbelsäule zu röntgen, da Befunde an den anderen Wirbeln häufig sind.

Besonders wenn das Problem länger unerkannt bestanden hat, können Arthrosen (auch) an anderen Stellen der HWS vorliegen. In Betracht ziehen sollte man eine Ultraschalluntersuchung, da hierbei im Gegensatz zum Röntgen auch Entzündungen aufgespürt werden können.

Im nächsten Beitrag geht es um die möglichen therapeutischen Maßnahmen.

* Die aktuellen Untersuchungen zu ECCMV haben ihren Ursprung bei den Galoppern. Ausgangspunkt war 1996 der Sturz eines Vollblüters während eines Rennens. Die australische Anatomin Sharon May-Davis fand bei der Obduktion eine Fehlbildung des sechsten und siebten Halswirbels und machte 2014 auf das Problem aufmerksam, das bei Vollblütern schon viele Generationen lang bekannt ist.