Baden in Waldluft – Shinrin Yoku – nennen die Japaner Spaziergänge in der Natur, idealerweise in einem Wald. Studien haben gezeigt, wie heilsam das für Körper und Seele gleichermaßen ist. Was das für Reiter bedeutet …
… ist ganz einfach mit einem Wort gesagt: Ausreiten! Die wissenschaftlichen Studien zu der Wirkung der Spaziergänge im Grünen haben ergeben, dass der regelmäßige Aufenthalt im Wald nicht nur den Blutdruck reguliert und Stress reduziert. Die von den Bäumen abgesonderten Terpene stärken auch unser Immunsystem. Außerdem weiß man aus der medizinischen Farbtherapie, dass Grün entspannt und harmonisiert und sich positiv auf die Psyche auswirkt.
Für die Japaner bedeutet Waldbaden ein achtsames aber absichtsloses Schlendern und Verweilen im Wald. Alle Sinne sind beteiligt und offen für Eindrücke. Wir hören die Vögel zwitschern, riechen die Pflanzen und sehen den Wechsel von Licht und Schatten und all die Grüntöne. All dies können wir natürlich auch im Sattel erleben, denn es ist nicht die sportliche Betätigung, die Shinrin Yoku ausmacht.
„Die Seele baumeln lassen“ nennen viele Reiter ihre Ausritte. Und beziehen diesen Ausdruck oft auf die Pferde. Und man kann davon ausgehen, dass ein entspannter Ausritt für ein Pferd ähnliche Effekte hat, wie für uns Menschen: Denn erstens unterscheiden sich ihre grundsätzlichen Stoffwechselprozesse, vor allem in Sachen Stresshormone, nicht so gravierend von unseren. Und zweitens ist dies eine Beobachtung, die vor allem Reitergenerationen gemacht haben, die noch sehr viel im Gelände unterwegs waren.
Es lohnt sich also, ein Pferd, das vielleicht Ausritte noch nicht so gut kennt, entsprechend ans Gelände heranzuführen. Das geht gut über ruhige Ausritte in Gesellschaft eines erfahrenen und sicheren Begleitpferdes oder durch Spaziergänge. Wer jetzt im Frühjahr die längeren Tage nutzt, um nach der Arbeit in der Halle und Platz noch eine Runde im Gelände abzuspannen, kann diese normalerweise auch bald ganz entspannt weiter ausdehnen. Und nach kurzer Zeit werden auch längere Ausritte eine Selbstverständlichkeit.
Vor allem für junge Pferde gibt es nichts besseres, als ihre Sehnen, Bänder und vor allem die innerste Skelettmuskulatur bei Ausritten im Gelände und auf verschiedenen Böden zu trainieren. Warum das so ist, dafür können aktuelle Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft eine Erklärung bieten. Mehr darüber im nächsten Beitrag.
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