Neulich wurde ich gefragt, wann ich gewusst habe, dass ich mit Pferden gesundheitlich etwas machen möchte. Ich glaube, es wurde mir klar, als ich ein Pferd, das ich nicht kannte, in die Hand gedrückt bekam, mit der Anweisung, seine eiternde Wunde am Karpalgelenk mit Desinfektionslösung zu säubern. Allerdings wurde eine wichtige Info unterschlagen …
Das Pferd war bekannt dafür, bei medizinischen Aktionen jedweder Couleur komplett auszuticken. Es flog den Behandlern quasi um die Ohren. Als nach ein paar Minuten weder lautes Getöse, noch Schreie hörbar waren, machte sich die Stallbetreiberin, der ich den Job zu verdanken hatte, wohl doch Sorgen und kam, um nachzuschauen.
Da war ich gerade fertig: Pferd seelenruhig mit hängendem Kopf. Was war passiert? Nun, es ist manchmal gut, keine Erwartungshaltung – gleich welcher Art – zu haben. Das wusste auch die Stallbetreiberin. Wirklich an einen Erfolg dieser Aktion hatte sie nicht geglaubt, wie sie später zugab.
Natürlich hat das Pferd auch mir gezeigt, dass es Angst hat und mir nicht traut. Und es hat auch sofort sehr deutlich signalisiert, dass es auch bereit wäre deswegen heftig zu werden. Ich weiß noch genau, was ich zu dem Wallach sagte, obwohl es inzwischen 20 Jahre her ist: „Mir ist klar, dass das nicht schön für dich ist, aber ich werde ganz vorsichtig sein.“ Und das war ich. „Und ich muss das machen, denn es hilft dir. Also bitte, hilf mir.“ Und das tat er.
Ich habe damals mehrere Dinge gelernt. Ich kann die Angst des Pferdes sehen und Ernst nehmen und dennoch handlungsfähig bleiben. Und: Man kann echt mit ihnen reden. Man muss dafür lediglich mit sich und seinen Motiven im Reinen sein. Wer es schafft, ohne inneres Fragezeichen zu kommunizieren und zu handeln tut sich am leichtesten. Mir hilft es, dabei leise auszusprechen, was ich jeweils meine. Denn dadurch erkenne ich selber ganz schnell, wenn mein Handeln nicht stimmig ist. Aber man kann auch anders vorgehen. Wie? Darüber mehr in einem der folgenden Beiträge.