Gut (zu)gehört

In der Ausbildung von Pferden profitieren sie und wir von unserer Stimme – auch Stimmhilfen genannt. Wie viel und wie oft und in welcher Lautstärke sie eingesetzt werden, wird sehr unterschiedlich diskutiert. Wie aber stellt sich die menschliche Stimme in der Wahrnehmung und für das Hörvermögen der Pferde dar?

Aus der Sprechwissenschaft wissen wir, dass es neben den Veränderungen der Lautstärke, der Tonlage (hoch/tief), und der Stimmfarbe (z. B. warm, schrill, hart, kratzig, nasal) weitere Elemente gibt, die generell – nicht nur bei unterschiedlichen Dialekten – eine Rolle spielen.

In der Ausbildung von Pferden profitieren sie und wir von unserer Stimme – auch Stimmhilfe genannt. (© C. Götz)

Neben der unterschiedlichen Sprachmelodie gehören auch typische Gestik, Mimik und Mikromimik von Sprecherinnen zum stimmlichen Ausdruck. All das können Pferde sehr genau wahrnehmen. Zudem können sich Stimmkommandos verändern, wenn wir uns aus Stress verspannen oder anders atmen. Das erklärt, warum ein Pferd erkennt, wenn wir mit Worten „lügen“ – etwa wenn wir versuchen es zu beruhigen, obwohl wir selber Angst haben.

Wir sollten uns im Klaren sein, dass wir Pferden nicht nur mit unserer Körpersprache und unserer Körperchemie eine ganze Menge an Informationen liefern, sondern auch mit der Intonation – der Wort- oder Sprachmelodie und allem, was unser Körper in seinen unterschiedlichen Zuständen mit unserer Stimme macht. Nicht zuletzt spielen auch unsere inneren Bilder eine wesentliche Rolle, ob wir uns und unsere Pferde mit dem jeweiligen Stimmkommando unterstützen oder nicht.

Mir persönlich hilft die verbale Kommunikation mit dem Pferd sehr, mich selber zu kontrollieren. Wenn ich Stimmkommandos nutze, höre ich mir an, ob ich entspannt und glaubwürdig rüberkomme – und das trainiert mich, mich noch besser zu spüren und bei Bedarf zu korrigieren. In kritischen Situationen mit erfahrenen Pferden oder mit Pferden, die ich noch nicht kenne, nutze ich das sehr gerne.

Ob wir viele oder wenige Stimmkommandos nutzen, bleibt jedem selbst überlassen. Man sollte sich lediglich darauf einstellen, dass manche Pferde es sehr mögen und es ihnen extrem hilft und andere eher schlechter reagieren oder – falls zu viel Stimme eingesetzt wird – sogar (irgendwann) „abschalten“.

Und grundsätzlich ist es sinnvoll, Stimmkommandos für das Erlernen einer bestimmten Sache – und der Stimmhilfe selber – in punkto Tonfall, Sprachmelodie und Lautstärke möglichst gleich zu geben. Was nicht heißt, dass – sobald es einmal installiert ist – nicht ein- und dasselbe Wort unterschiedlich betont und ausgesprochen werden kann: nein, neihein, NEIN, Neeiiii…n, du verstehst!

Im nächsten Beitrag geht es um spannende Fallbeispiele in Sachen Hörsinn.