Immer häufiger hört oder liest man, dass Reiterinnen ihre Pferde als hypermobil bezeichnen. Sieht man dann Fotos oder die Pferde live, fällt auf, dass einfach das Bindegewebe sehr weich ist. Das sieht auch die Veterinärmedizin so. Woher es aber kommt ist umstritten. Wichtiger als die Ursache sind aber die Folgen und wie man mit ihnen umgeht.
Oft fallen diese Pferde erst auf, wenn sie das Reitergewicht tragen sollen. Sitzt jemand auf ihnen, senkt sich der Rücken auf ganzer Länge ab. Im Seitenbild wirkt das wie eine Hängebrücke, die zu lasch gespannt ist und deshalb massiv durchhängt.
Die fehlende Stabilität des Bindegewebes betrifft Sehnen und Bänder ebenso wie die Kapseln der Gelenke und die Faszien in den und um die Muskeln. Auch der Muskeltonus selbst ist in der Regel eher niedrig. Während die Tiermedizin von angeborenen Problemen spricht, ist aus Sicht der Alternativmedizin auch die erworbene Bindegewebsschwäche möglich. Ich selbst habe sie bei Pferden gesehen, die im Wachstum schon Herzprobleme hatten, und bei solchen, die extreme Ernährungsmängel in der Aufzucht hatten.
Egal wie man das Problem nun nennt – ob hypermobil, Schlangenpferd oder zu weich im Bindegewebe – und was die Ursache ist, eines haben diese Pferde gemeinsam: Sie haben Schwierigkeiten, sich auszubalancieren und sich zu stabilisieren. Und das kommt nicht von der Weichheit allein.
Aus dem Humanbereich weiß man, dass Hypermobilität der Gliedmaßen sowie der Wirbelsäule das Gehirn verwirrt und überfordert. Es versucht die fehlende Stabilität zu kompensieren. Es möchte die übermäßigen Bewegungen begrenzen. Gelingt das nicht, bekommt es Stress – ein gestörtes Körpergefühl – man weiß also nicht, wo der Arm gerade ist und wie man ihn ansteuern soll – und sogar Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen können langfristige Folgen sein.
Dass dies nicht nur bei uns so ist, beobachtet man häufig, wenn sehr weiche, junge Pferde unsicher sind, und in dieser Unsicherheit unterschiedlichste Verhaltensmuster zeigen: Blockieren oder Schreckhaftigkeit mit Wegrennen oder -springen sind recht typisch. Sie haben kein besonders gutes Gefühl für ihren Körper – schon gar nicht mit einem Gewicht im Rücken.
Auch später noch, mit mehr Muskluatur, sind diese Pferde unter dem Reiter oft wie Schlangen: schwer geradezurichten und mit Über- und Ausgleichsreaktionen wie Schiefwerden, Verwerfen und Taktverlust auch bei feiner Hilfengebung.
Wie man hypermobile Pferde erkennt, lesen Sie im Folgeartikel.