Wie viel Gewicht soll ein Pferd maximal tragen, um gesund zu bleiben? Oder anders gefragt: Was ist das ideale Gewicht für Ihr Pferd? Es gibt einige Studien, welches Gewicht Pferde dauerhaft tragen sollten. Das war hier auf dem Blog auch schon mehrfach Thema. Heute mal Blick auf zwei Studien, die von der ISES (International Society for Equitation Science) vorgestellt wurden. Doch es geht nicht nur um das Gewicht.
Vorab: Das Reiterinnen*-Pferd-Gewichtsverhältnis berechnet man, indem man das eigene Gewicht durch das Gewicht des Pferdes je 100 kg teilt. Bei 80 kg (73 kg Körpergewicht plus Kleidung und Sattel) geteilt durch 5 (wenn das Pferd 500 kg wiegt) macht das 16 Prozent seines Körpergewichts.
Zurück zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen: Eine Studie mit Islandpferden zeigte, dass Gang und Physiologie negativ beeinflusst werden, wenn die Reiterinnen* 20 Prozent (und mehr) auf einer kurzen Strecke im Tölt in den Sattel bringen. Bei einem Pferdegewicht von 350 kg entsprechen 70 kg 20 Prozent.
Eine neue Studie hat sich mit Warmblutpferden befasst: Das maximale Reitergewicht betrug 23 Prozent (= 138 kg Mensch auf 600-Kilo-Pferd). Bei leichter bis mäßiger Belastung – in einer Dressuraufgabe – führten die Erhöhungen des Reitergewichts nicht zu Veränderungen der physiologischen Reaktionen (Herzfrequenz, Speichelcortisol, Kopfschütteln, Schweifbewegung, etc.) und der Gangsymmetrie.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Pferde können weit mehr Gewicht tragen, als man meint, wie ich in diesem Beitrag vor Jahren auch schon geschrieben habe. Damals machte eine Studie die Runde, die davon sprach, dass zwei Drittel der Reiterinnen zu schwer für ihre Pferde sind.
In den oben genannten Studien wurde die Zunahme des Gewichtes mit Bleiwesten simuliert. Was passiert nun aber wirklich, wenn der Mensch zunimmt? Es geht über einen längeren Zeitraum. Wer zehn oder zwanzig Kilo zulegt, wird dafür – auch im Krankheitsfall – einige Zeit brauchen. Das Pferd hat also normalerweise Zeit, sich an das Gewicht zu gewöhnen, wenn es weiter geritten wird. Mit dem Gewicht stellt sich aber auch eine veränderte Balance im Sattel ein. Aber auch Reiterinnen haben Zeit, sich auf das zusätzliche Gewicht umzustellen.
Probleme gibt vor allem dann, wenn man so zunimmt, dass man nicht mehr in den aktuellen Sattel passt, oder sich der neue Schwerpunkt im Sattel negativ für das Pferd auswirkt. Und beides ist bei den aktuell sehr kurzen Pferden und den modernen Sätteln mit hohem Efter und viel Pausche viel schneller der Fall, als man glauben möchte. Besonders, wenn man dazu neigt an Po und Oberschenkeln zuzunehmen.
Die Krux hierbei: An den immer weniger passenden Sattel gewöhnt man sich ebenfalls allmählich und merkt deshalb nicht, wie sehr er einen behindert. Das gleiche gilt für das Pferd. Denn Pferde kompensieren so lange es nur irgendwie geht. Zudem gilt: Wenn auch das Pferd – wie so viele heutzutage – zu viel Gewicht mit sich herumschleppt, kann man sich auf das Ausrechnen von Prozenten ohnehin nicht verlassen.
Mehr über Probleme, die auftreten können, wenn Reiterinnen für ein Pferd zu schwer sind, in diesem Beitrag.