Heiß diskutiert und oft grundsätzlich abgelehnt: das Absteigen bei einer kritischen Situation, etwa im Gelände. Argumente für und wider gibt es viele. Doch welche machen wirklich Sinn und welche haben eher keine Berechtigung? Und kann man das überhaupt pauschal sagen?
Die häufigsten Argumente gegen das Absteigen:
- Ich habe von oben mehr Kontrolle.
- Es ist weniger gefährlich, als ein herumspringendes Pferd zu führen.
- Das Pferd könnte sich losreißen.
- Der muss das unter dem Sattel können.
- Absteigen erzieht Pferde zum Ungehorsam.
- Ich komme ohne Aufstiegshilfe nicht mehr hoch.
Die häufigsten Argumente für das Absteigen.
- Ich kann vom Boden besser auf das Pferd einwirken.
- Das Pferd kann mich hier nicht abwerfen oder mit mir steigen.
- Ich kann dem Pferd am Boden mehr Sicherheit geben.
- Durch die am Boden erarbeitet Sicherheit muss ich immer seltener absteigen.
Ich bin grundsätzlich dafür, dass man jederzeit und überall ab- und wieder aufsteigen kann. Denn es kann für viele andere Situationen wichtig sein. Schafft man es ohne Aufstiegshilfe nicht wieder in den Sattel, kann man üben, Baumstümpfe oder Bänke dafür zu nutzen. Ein Aufstiegstraining, bei dem das Pferd das Stillstehen lernt, gehört natürlich auch dazu. Es ist keine Schande, das Pferd ein Stück weit zu führen, bis man – etwa nach einem Sturz – wieder in den Sattel kann.
Ich habe vor allem mit jungen, unsicheren Pferden gute Erfahrungen mit dem Absteigen gemacht. Dazu gehört aber auch, dass die Pferde es gelernt haben, dem Menschen am Boden zu vertrauen. Erreichen kann man das über Bodenarbeit, Spazierengehen oder Gelassenheitstraining.
Wenn man absteigt, sollte man sicher sein, dass man das im richtigen Moment macht. Tipp: Tendenziell eher zu früh, als zu spät. Hört man bereits, bevor man es sieht, dass sich ein großes Fahrzeug nähert, und weiß, das Pferd ist noch nicht ausreichend verkehrssicher – sollte man zügig absteigen, solange das Pferd noch ruhig ist. Dann besteht auch nicht die Gefahr, dem Pferd etwas Falsches zu vermitteln.
Ist das Pferd bereits im Fight- oder Flight-Modus ist es tatsächlich schwer und kann auch kontraproduktiv oder gefährlich sein, abzusteigen. Allerdings ist dies für mich kein Argument gegen das Absteigen, sondern nur eines dafür, zu lernen, das Pferd schneller, besser einzuschätzen, um beim nächsten Mal so reagieren zu können, dass möglichst gar keine Konfliktsituation entsteht.