Reiten auf einem Pferd ist komplexer als auf einem Reitsimulator. Ja, war irgendwie klar. Aber weil Reitsimulatoren – speziell zur Sitzschulung – gerade boomen, ist es vielleicht nicht schlecht mal einen Blick darauf zu werfen, was die betreffende Studie noch an Ergebnissen brachte.
Seit einigen Jahren sind Reitsimulatoren für Sitzschulungen in der Dressur, und beim Springen sowie beim Polo und im Rennsport im Kommen. Man sitzt dabei auf einem künstlichen Pferd, das mit zahlreichen Sensoren an Zügeln und auf den Steigbügeln ausgestattet ist. Manchmal hat der Reiter einen Bildschirm vor sich, die ihm beispielsweise den Parcours zeigt, den er gerade springt.
An der Vetmeduni Vienna wurde nun untersucht, ob und welchen Unterschied es zwischen echtem Pferd und Simulator gibt. Das Ergebnis: Das Reiten auf einem Simulator ist körperlich weniger anstrengend und weniger komplex. Die Reiter stresst der Ritt auf einem Simulator jedoch mehr als auf einem richtigen Pferd.
Getestet wurden zwölf Reiter auf einem Springparcours. Untersucht wurden Stresslevel und Herzschlagfrequenz während des Ritts auf einem Pferd und auf dem Reitsimulator. Ergebnis: Die Herzschlagfrequenz war auf dem Pferd insgesamt höher als auf dem Simulator. Das weißt anhand der weiteren Daten darauf hin, dass das Training auf einem Pferd das sympathische Nervensystem stärker anregt, was den Körper in große Leistungsbereitschaft versetzt.
Dass das Stresshormon Kortisol im Speichel der Probanden auf dem Simulator höher als auf dem echten Pferd war, erklären sich die Forscher mit der ungewohnten Situation. „Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass der Ritt auf einem Pferd wesentlich komplexer für den menschlichen Organismus ist als jener auf einem Simulator“, so der Leiter der Studie Jörg Aurich. Seine Schlussfolgerung: „Ein Reitsimulator könnte jedoch für Anfängerinnen und Anfänger eine gute Vorbereitung auf das eigentliche Reiten sein und bei fortgeschrittenen Turniersportlerinnen und Turniersportlern das Training mit dem Pferd ergänzen.“
Ich finde: Die Tendenz das Reiten zu mechanisieren ist bereits durch viele verschiedene Hilfszügel, Trainingsgeräte und -konzepte gegeben und muss nicht noch weiter forciert werden. Ich bezweifle schwer, dass man dadurch das Hinspüren und Fühlen lernt, das einen guten Reiter ausmacht. Und genau damit kann meiner Ansicht nach nie früh genug angefangen werden: Auf einem Pferd, das zur eigenen Anatomie und dem derzeitigen Ausbildungsstand passt – nicht auf einer genormten Maschine.