„Jedes Pferd ist so individuell und wir schauen immer, wie wir sie so glücklich und gesund wie möglich halten können, egal ob sie gerade ihre Karriere beginnen oder glücklich im Ruhestand sind wie Blueberry“, schreibt die britische Dressurreiterin Charlotte Dujardin wenige Tage vor ihrem Ausschluss von den Olympischen Spielen …
… auf ihrem Facebook-Account. Ob man ihr solche Dinge in Zukunft noch glaubt, ist fraglich.
Denn in dem einige Jahre alten Video, das sie gerade ihre sportliche Karriere und Sponsoren kostet sieht man sie ein Pferd verdreschen. Ja, verdreschen, weil die im Drei-Sekunden-Takt erfolgenden Schläge mit der Longierpeitsche teilweise beidhändig durchgezogen werden und nicht nur von hinten, sondern auch von vorne kommen.
Das Pferd erfährt nicht nur Schmerz, sondern maximalen Stress. Es ist der Situation völlig ausgeliefert und reagiert entsprechend: Ein normaler Galoppsprung ist ihm nicht mehr möglich, es versucht den Peitschenschlägen zu entgehen, indem es beidseitig hinten abspringt oder das falsche Hinterbein nach vorne setzt (ähnlich wie im Kreuzgalopp). Ein einziges Mal nur – ziemlich zu Beginn des Videos – schlägt es aus, und das nicht einmal in Richtung Dujardins.
Nun darf sie also nicht zu Olympia, hat kurz vor ihrer FEI-Sperre selber ihren Start zurückgezogen, sich beim Team entschuldigt und erklärt, was passiert sei, wäre völlig untypisch für sie. Was das ist, lässt sie offen. Sie nennt ihr Verhalten „Fehlentscheidung“. Ob damit eigentlich gemeint ist, sich bei der „Arbeit“ filmen zu lassen. Ich weiß es nicht.
Eine Woche vor ihrem Lippenbekenntnis beginnt einer ihrer Facebook-Beiträge so: „Ich glaube ehrlich gesagt, dass man nie aufhören kann zu lernen, wenn es um Pferde geht.“ Ich glaube Frau Dujardin hat noch viel zu lernen. Dasselbe gilt für die Zuschauerin, die man bei der Prügel-Szene lachen hört.
Ich glaube auch, dass es an uns allen ist, zu überlegen und in uns zu gehen, wie wir solche Dinge mit verhindern können. Jeder Stallbetreiber, der solche Menschen an seinem Stall hat, kann diesen kündigen. Jeder Einsteller, der etwas derartiges beobachtet, kann dies dem Stallbetreiber berichten, falls er sich nicht selber traut etwas zu sagen oder einzugreifen. Jeder Dienstleister kann sich entscheiden, einen Kunden nicht mehr zu betreuen.
All diese Dinge sind problemlos möglich, und werden dazu beitragen, etwas zu verändern, bis es so weit ist, dass es größere Veränderungen von offizieller Seite gibt. In den USA ist es jetzt dazu gekommen: Das nationale USEF-Regelwerk enthält nun die Vorschrift, dass jeder, der eine missbräuchliche Behandlung von Pferden beobachtet, dies sofort melden muss – nicht nur auf dem Turnier, sondern auch Zuhause, wie es die FEI in Artikel 142 seit diesem Jahr vorsieht.