„Lost in Translation“ meint, dass bei der Übersetzung einer Sprache in eine andere häufig Bedeutungsinhalte verloren gehen. Bei dem im letzten Beitrag genutzten Fachbegriff ist das auf spezielle Art der Fall. Genau das ist der Grund, warum ich persönlich mich mit der Bezeichnung Beschwichtigungssignale sehr schwertue.
Mit Beschwichtigung bzw. beschwichtigen bezeichnen wir eine Handlung oder den Prozess, aufgebrachte oder verärgerte Individuen oder Gruppen zu beruhigen, ihre Ängste oder Sorgen zu mindern oder eine aufgeheizte Situation zu entspannen. Beschwichtigung geschieht zwischen Menschen durch Worte oder Handlungen, Tiere nutzen dazu Körpersprache – bewusst und unbewusst.
Beschwichtigungssignale ist die in der Verhaltensforschung benutzte Übersetzung für Calming Signals. Allerdings ist die englische Bezeichnung Calming Signals absolut neutral, wie mir eine befreundete Muttersprachlerin, die unter anderem in Pferdecoaching ausgebildet ist, bestätigte. Im Deutschen hingegen bezieht sich das Wort beschwichtigen/Beschwichtigung immer auf einen negativen Ausgangsaspekt, den es zu beruhigen gilt. Das führt meiner Ansicht nach nicht nur umgangssprachlich, sondern auf einer unbewussten Wahrnehmungsebene auch im wissenschaftlichen Bereich auf die falsche Fährte.
Es muss nämlich durch Calming Signals keineswegs immer etwas beschwichtigt werden – im Gegenteil. Manchmal wird etwas bestätigt, manchmal wird etwas abgespeichert, manchmal wird etwas initiiert oder abgewartet. Es handelt sich bei den Calming Signals – wissenschaftlich bewiesen – um sogenannte mehrfach belegte Zeichen. Sie haben also situationsabhängig unterschiedliche Bedeutungen.

Regulationszeichen: Innerhalb von Sekundenbruchteilen (das Video ist immer noch bei 00:01 – also einer Sekunde) zeigt der Cremello während einer Behandlung erst eine angespannte, längliche Nüster mit einem starren Auge und dann wird die Nüster wieder weich und rund und er blinzelt. Danach ist das Auge bei entspanntem Oberlid nahezu halb geschlossen. Ich war gerade dabei, die Position minimal zu wechseln: Auf dem linken Bild beobachtet er – Ohren bei mir, aber auch in sich hineinhorchend – was ich mache, auf dem rechten genießt er bereits wieder. (© pferdekosmos.de)
Meine Freundin hat spontan den Begriff Regulationszeichen vorgeschlagen, den ich persönlich großartig finde. Ich rechne jetzt nicht damit, dass der in wissenschaftlichen Kreisen eingeführt wird, ich möchte damit nur zu bedenken geben: Wenn von Beschwichtigungssignalen die Rede ist – und das Thema wird gerade richtig groß – dann denk’ daran, dass das nicht negativ gemeint ist, sondern vor allem den positiven Aspekt hat, dass sich das Nervensystem des betreffenden Pferdes in seine Entspannung reguliert.