Manche Leser fanden es zu weit hergeholt, was ich über mein reiterliches Schwein berichtete. Andere wollten wissen, was ich denn mache, wenn mein reiterlicher Schweinehund sich meldet. Klar, den gibt es natürlich auch.
Bei mir hat der innere Schweinehund* im Hinblick auf die Pferde vor allem das Gesicht der Antriebslosigkeit und der Zeitnot. Antriebslosigkeit, weil ich im Winter nicht jeden Tag reiten mag, auch bei Regen und extremer Hitze packt mich häufig nicht so die rechte Lust. Zeitnot, weil es mir oft zu lange dauert, die Pferde in den Hänger zu packen und zum Training oder zum Unterricht zu fahren und ich dann aber mit „nur ausreiten“ auch nicht glücklich bin.
Ich versuche diesen Problemen beizukommen, indem ich aufschreibe, was ich mit welchem Pferd jeweils mache. Häufig stelle ich fest, dass ein Päuschen ganz okay ist oder ein kleiner Spaziergang oder eine kurze Einheit mit Bodenarbeit oder Zirkuslektion eigentlich schon lange mal wieder angesagt wären. Oder ich setze mir auch im Gelände einen Tagesschwerpunkt – indem ich mich etwa ganz auf eine meiner Sitzbaustellen konzentriere oder einen dressurmäßigen Schwerpunkt fürs jeweilige Pferd herauspicke.
Je besser man sich selber kennt, umso leichter fällt es, dem fiesen inneren Saboteur etwas entgegenzusetzen. Wenn Sie schon gereizt zum Pferd kommen und dazu neigen dann hart oder ungerecht zu werden dann könnte eine entsprechende Gegenmaßnahme sein, mit jemandem gemeinsam auszureiten oder einfach nur mit dem Pferd spazieren zu gehen. Oder Sie lassen Ihren Dampf vorher ab, indem Sie einen (Frei-)Spring- oder Trail-Parcours aufbauen.
Wer sich schwer tut nach einem langen Arbeitstag noch zum Pferd zu fahren, sollte sich die Reitsachen ins Auto packen, um nicht vorher noch Zuhause vorbei zu müssen. Oder Sie probieren einmal, vor der Arbeit oder in einer verlängerten Mittagpause in den Stall zu gehen. Möglicherweise geht das besser, als Sie erwarten. Und wenn gar nichts mehr geht: auch mal über eine Reitbeteiligung nachdenken, als den Spaß an der Sache zu verlieren.
* Typisch Deutsch: Den inneren Schweinehund gibt es so nur in unserer Sprache; man kann ihn nicht wörtlich übersetzen. Die mit der „stiff upper lip“ etwa sagen zu diesem Zustand der Willensschwäche „one’s weaker self“.