Katja Maria Engel ist der (Fein-)Täschnerei verfallen. Heißt, sie macht aus dem Leder alter Sättel, Chaps und Stiefel neue Handtaschen, Rucksäcke und andere Lederwaren – Resaddled by Kama nennt sie ihr Projekt, das sie 2023 begonnen hat. Da mir ihre recycelten Produkte ebenso gut gefallen wie der Gedanke der Nachhaltigkeit, musste ich unbedingt mir ihr sprechen …
Auf deiner Website schreibst du, dass eine Einstellerin der Auslöser war, alte Sättel aufzuarbeiten. Hast du dafür auch mit den Lederarbeiten angefangen?
Mit Leder arbeite ich schon länger. Aber ich habe davor eher kleinere Sachen gemacht, Schlüsselanhänger etwa. Leder als Material fasziniert mich schon lange. Es ist weich, sieht toll aus, ist flexibel und doch stabil, man kann es schneiden oder bohren ohne dass es ausfranst. Als ich anfing, mit Leder zu arbeiten habe ich einen Onlinekurs gemacht und mir den Rest als Autodidaktin beigebracht. So lerne ich Neues generell am besten. Ich kann mir Fähigkeiten auch durch meine Ausbildung als Konstruktionsmechanikerin leicht selber erarbeiten.
Was ist dir fürs Erstellen deiner Kreationen wichtig?
Ich nähe alles mit der Hand. Das hat den Vorteil, dass ich erstens fast nichts kleben muss – denn Kleber mag ich am Leder nicht. Zweitens ermöglicht das Nähen mit der Hand mehr verschiedene Formen und drittens bekommen Maschinen keinen Sattlerstich hin. Der aber sorgt dafür, dass Ober- und Unterfaden ständig wechseln. Die Naht kann sich somit nicht von selbst auftrennen und hält entsprechend länger.
Hast du Lieblingsprojekte?
Ich mag jedes Stück, das ich machen darf, am meisten mag ich aber die Geschichten dahinter. Wenn aus der Füllung eines Sattel ein Stück Zeitung aus Indien auftaucht oder wenn der Opa in dem Sattel, aus dem ich etwas machen soll, aus Ostpreußen geflohen ist.
Wie gehst du beim Designen einer neuen Kreation vor?
Es ist immer wieder spannend, was ich jeweils wofür nutzen kann. Bei Taschen aus Sätteln bietet sich normalerweise an, die steiferen Sattelblätter für den Hauptkörper und den Boden zu verwenden. Flexiblere Teile wie von der Sitzfläche werden dann die Seitenwände. Mit einem Islandpferde-Rippsattel tauchte die Idee auf, die gerippte Sitzfläche ins Design einzubinden. Und so ist es bei jedem neuen Objekt, wie etwa dem Einband für ein Notizbuch. Da habe ich in der unteren Ecke das Namenskürzel eingearbeitet, das ins kleine Sattelblatt eingeprägt war.
Maria, danke, dass du mir deine Geschichte(n) erzählt hast und viel Erfolg weiter mit Resaddled by Kama!
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