Es gibt die schöne Bezeichnung Stallmut*. Sie bedeutet, das Pferd hat durch das Stehen im Stall – früher in Ständern in Anbindehaltung – seinen natürlichen Bewegungsdrang nicht ausleben können und holt das unter dem Reiter nach. Das ist im Offenstall anders. Dennoch kann auch diese Haltung zu Veränderungen und Beeinträchtigungen im Verhalten von Pferden führen.
Vorneweg: Ich bin sehr für Offenstallhaltung. Aber es gibt einige Dinge, die man im Hinterkopf haben sollte – auch und gerade als Pferdebesitzer – damit man mögliche Veränderungen in Verhalten und Konstitution seines Pferdes entsprechend einordnen kann. Hier die häufigsten Situationen, die man, wenn sie auftreten, im Auge behalten muss oder die Handlungsbedarf nach sich ziehen:
- Hinlegen: Eines oder mehrere Pferde können oder wollen sich nicht mehr hinlegen.
- Unterstellen: Eines oder mehrere Pferde dürfen nicht in den oder die Unterstände.
- Fütterung: Eines oder mehrere Pferde magern ab oder nehmen massiv zu.
- Unruhe: zu große Herden, viele Neuzugänge, ungleiche Zusammenstellung (Absonderung einzelner)
In nahezu allen Fällen ist genauere Ursachenforschung nötig. Grundsätzlich gilt, wann immer ein Pferd neu in einen Offenstall eingegliedert wird, ist auch der Rest der Herde genau zu beobachten. Denn dann ist Stress möglich, egal wie gut das Management und Konzept des Stalls ist und egal wie gut die Eingliederung vorbereitet wurde. Oft merkt man erst nach einigen Tagen oder Wochen, dass es Probleme gibt, speziell was die Aspekte bei Fütterung und Hinlegen betrifft.
Was ich oben scherzhaft als Offenstallmut bezeichnet habe, könnte sich dann als Müdigkeit oder Leistungsabfall darstellen. Möglicherweise denken Sie auch nur „huch, ist der plötzlich brav beim Ausreiten“ oder sie wundern sich, weil das Pferd, sofort nachdem sie es zum Putzen aus dem Stall geholt haben, schildernd döst. Das kann grundsätzlich auf eine positive Entwicklung hindeuten, muss aber nicht.
* Übrigens: Stallmut ist heute überall dort noch Thema, wo die Pferde weder auf die Koppel noch auf einen Paddock kommen, speziell im Winter.