Eine ganz entzückende und engagierte junge Pferdebesitzerin fragte mich neulich beim Behandeln, ob ihrem Pferd das jetzt unangenehm wäre, weil es die Ohren nach hinten legen würde. Die Sache mit den Ohren wird tatsächlich immer noch von vielen Reitern falsch eingeschätzt, dabei wäre sie so leicht zu erklären.
Dafür ist es zuerst wichtig, sich die Funktion der Ohren als „Hörgerät“ klar zu machen. Pferde hören durch ihre trichterförmigen, beweglichen Ohren ganz anders als wir Menschen: Wir hören von allen Seiten recht gleichmäßig, haben aber deshalb oft Schwierigkeiten, genau zu sagen, woher ein Geräusch nun kommt.
Ein Pferd hingegen kann genau orten, wo die Geräuschquelle ist, indem es ein oder beide Ohren in die betreffende Richtung dreht. Da es die Ohren unabhängig voneinander blitzschnell von ganz vorne nach ganz hinten drehen kann, deckt es die ganzen 360 Grad ab. Zudem verstärkt das trichterförmige Ohr des Pferdes die Geräusche.
Aber nicht nur das äußere Ohr, also die Ohrmuschel, ist beim Pferd leistungsstärker als bei uns. Es nimmt auch wesentlich höhere Frequenzen wahr als wir. Vermutlich kann es sogar eine Art Schallortung mit den Ohren vornehmen. Das scharfe Schnauben, mit dem Pferde oft unbekannte oder angsteinflößende Gegenstände „beschallen“, dient wohl auch dazu, diese genauer zu erfassen.
Besonders interessant ist die Fähigkeit, Geräusche zu filtern. Dies kann man als Reiter testen, wenn man bei starkem Wind oder Lärm in der Halle einmal im Sattel ein extrem leises Mhmm summt und die Reaktion der Ohren beziehungsweise eine Verlangsamung des Tempos beobachtet. Dass dies mit zunehmendem Lärmpegel schwieriger wird, ist klar. Aber auch hier haben Pferde bessere Fähigkeiten als wir.
Um auf die zurückgelegten Ohren zurück zu kommen: Ohren können alleine zum Hören aufmerksam lauschend, alarmiert oder abwartend zurückgelegt werden. Dabei sind sie aber in der Regel nur leicht zurückgelegt.
Pferde setzen aber ihre Ohren nicht nur zum Hören, sondern auch zur Kommunikation ein. Und das ist oft gar nicht so einfach zu durchschauen. Vor allem, wenn diese beiden Dinge sich überlappen. Sie können viel mehr signalisieren – und auch weit positivere Dinge – als Abneigung, Drohung oder Widerwillen. Mehr darüber im nächsten Beitrag.