Schon seit Jahrzehnten beobachte ich einen Trend im Reitsport mit zunehmendem Unbehagen: Plastik am, rund ums und leider auch im Pferd. Denn Zubehör aus Kunststoff, Reitbahnbeläge aus und mit Kunststoffen und die Folgen von Mikroplastik sind für mich letztlich Ausprägungen ein- und desselben Problems.

Als ich das erste Mal auf einem Platz mit einem Belag aus Stoffschnitzeln ritt – wobei Stoff für Kunststoffgewebe steht –, war ich nicht begeistert: Es staubte (obwohl frisch gewässert) wie Bolle und das Pferd „schwamm“. Klar, der war noch jung und hochbeinig unausbalanciert, aber auf anderen Böden lief er schon deutlich stabiler. Diese beiden Dinge überwogen für mich bereits damals, vor einem Vierteljahrhundert, die berichteten Pro-Argumente.

Als ich vor rund einem Vierteljahrhundert das erste Mal auf einem Platz aus Stoffabfällen ritt, fanden mein Wallach und ich das nicht besonders toll. (© C. Götz)

Mit den Jahren kam dann im Zuge der Forschung zur Umweltverschmutzung durch Plastik und der gesundheitlichen Gefährdung durch entstehendes Mikroplastik noch die Überlegung hinzu, dass dies bei jeder Form von Kunststoff-Zuschlägen ein deutliches Problem darstellt. Ich weiß, dass einige entsprechend beantragte Reitplätze auch bereits nicht mehr genehmigt wurden.

Ein Artikel im landwirtschaftlichen Wochenblatt berichtet nun von einer weiteren Auswirkung: Mikroplastik in der Pferdelunge. Zitiert wird Prof. Gerald Fritz Schusser (ehem. Medizinische Tierklinik Univ Leipzig), der im Bronchialschleim asthmakranker Pferde Mikroplastikpartikel fand. Das Problem laut Schusser: Sie werden, im Gegensatz zu Heu- und Strohpartikeln, von körpereigenen Abwehrzellen nicht erkannt und entsprechend nicht abgebaut.

Aus Untersuchungen von Menschen und Meerestieren weiß man, dass Mikroplastik im Blut und Organen vorkommt – aufgenommen durch und angehäuft über die Nahrungskette. Schon lange frage ich mich, ob Pferden nicht auch ohne Kunststoffe in Tretschichten dasselbe passiert. Heu wird von Wiesen gewonnen, die neben Straßen liegen, auf die Mikroplastik von Reifenabrieb gespült und geweht wird.

Spinnt man den Gedanken weiter, landet man natürlich auch bei Paddockrastern aus Kunststoff (von denen sicherlich auch etwas Abrieb ausgespült wird) und zuletzt auch bei Ausrüstungsgegenständen aus Kunststoffen, Hufschuhen und Kunststoffbeschlägen die alle neben dem Mikroplastik auch noch Probleme bei der Entsorgung mit sich bringen.

Ich fürchte wir werden leider noch etliche unerfreuliche Studienergebnisse hören und lesen …

Ein weiteres Problem mit Kunststoff im Stall, vor dem ich schon lange Angst hatte, ereignete sich tatsächlich am Tag, nachdem ich diesen Artikel verfasste. Mehr dazu im nächsten Beitrag.