Was, wenn wir alle unsere Pferde noch besser lesen und damit besser verstehen könnten? Die Autorin dieses Buches*, die Hunde- und Pferdetrainerin Rachaël Draaisma, hat sich dies zur Aufgabe gemacht. Und sie macht einen tollen Job, wie ich finde. Sie erklärt sehr detailliert, nachvollziehbar und einprägsam, welche Zeichen Pferde nutzen, um sich mitzuteilen …
… aber eben nicht nur dafür. Von Blinzeln über Kauen, Lecken und Gähnen bis zu dem aktuellen Ausdruck der Form der Augen und Lippen sowie der Stellung der Ohren zeigt sie, wie Pferde sich ausdrücken – wie sie agieren und reagieren.
All das ist in verschiedenen Konstellationen und Situationen im Buch gut beschrieben und mit entsprechenden Bildern sehr gut belegt. Zwar ist die Bildqualität selbst durchweg nicht besonders, aber das ist dem Fakt geschuldet, dass authentisches Bildmaterial für diese Art der Schulung eben nur aus Videos genommen werden kann – mit entsprechend weniger Pixeln im Vergleich zu einem guten Foto.
Für alle, die dazulernen wollen, wie Pferde ihr Inneres zum Ausdruck bringen ist dieses Buch eine wirklich feine Sache! Der Schwerpunkt liegt dabei auf den so genannten Calming Signals. „Auch Pferde nutzen diese Signale, um ihre Emotionen sowie ihr Stressniveau mitzuteilen und Konflikte zu vermeiden“, schreibt der Verlag. Das Buch zeigt aber auch, in welchen Situationen sich die Bedeutung der Signale wandelt und damit auch viele Aspekte ihrer Mehrdeutigkeit und wie man den jeweiligen Kontext richtig einordnet.
Ein bisschen was zu meckern habe ich aber auch: Wie bei nahezu allen Übersetzungen die ich derzeit lese, wünsche ich mir, dass Übersetzer und/oder Lektoren/Korrektoren die KI besser kontrollieren. Denn Übersetzungsprogramme sind inzwischen ganz passabel, aber besonders in Spezialbereichen alles andere als perfekt. Und so wurden beispielsweise aus allen „Chestnuts“ des Originals Kastanienbraune, statt der Füchse, die auf den Bildern ganz eindeutig zu sehen sind. Warum man einen Rappen übersetzt als Schwarzen stehen lässt, muss man in einem Fachbuch auch nicht verstehen.
Größeres Unbehagen aber macht mir ein Aspekt für den die Übersetzerin und der Verlag so wirklich rein überhaupt gar nichts können: Den Begriff Beschwichtigungssignale, wie Calming Signals im Deutschen üblicherweise genannt werden, finde ich wenig geeignet. Warum ich dieser Ansicht bin, erkläre im nächsten Beitrag, hier erst einmal die Kaufempfehlung für dieses tolle Buch!
* Rachaël Draaisma, Calming Signals, Kosmos Verlag 2025, 200 Seiten, 34, – Euro