Rezension: Der Pferdejunge

Das Wichtigste zuerst: Ich liebe dieses Buch*. Nichtreiterinnen werden es vielleicht seltsam finden, an welche Details seiner Ponyzeit** sich der schwedische Profi, Bereiter und Trainer Carl Hedin erinnert. Aber Moment – werden Nichtreiterinnen das Buch überhaupt lesen, fragst du dich vielleicht. Ich glaube ja und das hat Gründe …

Warum ich das glaube? Es wird nur zu einem ganz kleinen Teil daran liegen, dass der junge Mann wirklich nett anzuschauen ist (… vor allem deine Nase, Carl!). Er legt auf sehr nachvollziehbare Art dar, wie es sich anfühlt, man selbst zu sein. Und er erklärt sehr unaufgeregt und ohne belehren zu wollen, was ihm geholfen hat, wenn er mal wieder aus der Spur kam.

Der Verlag schreibt: „In seiner Autobiografie ,Der Pferdejunge‘ spricht er über seine Reise von dem kleinen Jungen, der gemobbt wurde, weil er gerne mit Steckenpferden (Anm.: Hobbyhorses) spielte, über den Teenager, der verbarg, dass er in den Reitstall ging, bis hin zu seinem Erfolg als bekannter Dressurreiter. Er beschreibt seinen Weg, der von Beharrlichkeit und Mut geprägt ist und bietet viel Identifikation für alle, die sich schwertun, ihren Platz im Leben zu finden.“

Vor allem letzteres wird auch vielen Nichtreitern helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Carl Hedins Stärke liegt in seinen sozialen Fähigkeiten, wie er selbst sagt. Und er gibt tolle Beispiele, wie man sich davon etwas abschauen kann.

Ich wünsche mir, dass das Buch viele Leser und Leserinnen findet – die Jungs, die in der Klasse und von „Freunden“ gemobbt werden weil sie sich für Pferde interessieren ebenso wie Mädchen, die Schwierigkeiten haben, sich zu zeigen und in der Öffentlichkeit zu sich zu stehen.

Kompliment für die tollen Einblicke und auch ein großes Lob an die Journalistin Frida Blank, die Carl Hedins Geschichten so lesbar und sympathisch vermittelt

* Pferdejunge, Carl Hedin – erzählt von Frida Bank, Kosmos Verlag 20215, 192 Seiten, 24,– Euro

** Ich kann das supergut nachvollziehen: Ich erinnere mich an unglaublich viele Namen der Pferde, die ich in 50 Jahren geritten bin – vom ersten Schulpferd (Danke, Jessica!) über die Reitbeteiligungen bis zu den Pferden, die ich im Lauf der letzten nahezu zwei Jahrzehnte behandelt habe.