Sprache ist im Wandel. Das liegt daran, dass sich Umstände und Gegebenheiten ändern. Manchmal ist das gut, manchmal schlecht. Manchmal führt es dazu, dass man sich überlegt, ob nicht Änderungen oder Anpassungen sinnvoll sind. Ein tolles Beispiel dafür ist der Begriff Schulpferd …
Ein Schulpferd ist im klassischen Sinn ein Pferd, das Lektionen der Hohen Schule beherrscht. Diese werden unterteilt in Schulen auf und Schulen über der Erde. Zu ersteren gehören Piaffe, Passage oder Galopppirouetten. Die Schulen über der Erde umfassen Sprünge und Erhebungen, also etwa Levade, Kapriole und Courbette. Der Wortbestandteil „Schul“ findet sich aber auch in Lektionen wie Schulgalopp oder Schulhalt.

Der Tiermaler und Kupferstecher Johann Elias Ridinger (1698–1767) fertigte in seinem Buch „Vorstellung und Beschreibung derer Schul und Campagne Pferden nach ihren Lectionen“ die Studie vom Aufsitzen. (© Wikipedia)
Alles in allem lässt sich sagen, dass ein Schulpferd ein Pferd bezeichnete, das in diesen Lektionen möglichst umfassend ausgebildet war. Noch heute gelten die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule Wiens als Schulhengste, wenn sie in der Schulquadrille eingesetzt werden können.
Auch in deutschen Reitschulen sollte der Begriff lange Zeit für die Qualität der eingesetzten Pferde sprechen. Da diese natürlich längst nicht immer und natürlich schon sehr lange Zeit nicht mehr tatsächlich so gut ausgebildet waren, nahm der Begriff über die Jahrzehnte eine neue Bedeutung an: Was vormals höchst positiv besetzt und ein Prädikat war, wandelte sich ins Negative.
Viele verbinden mit einem Reitschulpferd schwierige, körperlich gehandicapte, sportlich ausgemusterte Pferde. Leider gibt es solche Beispiele tatsächlich noch. Allerdings tut man damit jedem Reitschulbetrieb unrecht, der auf seine vierbeinigen Mitarbeiter achtet, sie artgerecht hält, wertschätzt und korrigiert – um nur ein paar wichtige Punkte beim Management eines Reit- oder Fahrschulpferdes zu nennen.
Diese Lehrpferde – wie man sie stattdessen nennen könnte – verdienen Achtung. Wenn ein Begriff an wenig Wertschätzung gekoppelt ist, dann hat das Auswirkungen – so die (durch Studien durchaus bestätigte) Theorie. Das gilt natürlich auch für positiv besetzte Begriffe.
Der Grund, warum ich eine Umbenennung unterstütze ist folgender: Die eigentliche Bedeutung des Begriffs Schulpferd ist längst vergessen, unter Lehrpferd kann man sich im heutigen Sprachgebrauch etwas vorstellen. Wenn also die Pferde einer Reitschule keine echten Lehrpferde für die Schülerinnen sind, dann fällt das im Sinne von „Wem wollen die denn etwas beibringen?“ tatsächlich noch auf. Und das wiederum kann positives bewirken.
Wie man eine gute Reitschule erkennt habe ich in diesem Beitrag und hier beschrieben.