Sohlenjammer

Wenn’s stimmt, kann sich jemand warm anziehen, würde ich meinen. Die Rede ist von der Vermutung, Bella Roses Huflederhautentzündung*, die zum frühen Aus bei den aktuellen WEG führte, sei „womöglich verursacht durch ein drückendes Hufpolster“. Der nächste Satz in dem Artikel ist aber der eigentlich spannende:

„Ein solches wird bei Pferden mit empfindlicher Hufsohle gerne vorsorglich unter das Hufeisen gelegt.“ Da die Stute nicht das einzige Pferd im Sport ist, das aus unterschiedlichsten Gründen mit Polsterbeschlag läuft, mal ein paar grundsätzliche Fakten dazu: Polsterbeschläge sind nichts Neues. Durch Einlagen, Zwischen- und Unterlagen oder durch Deckelhufeisen wird schon seit langem bei beschlagenen Pferden eine Verteilung der Belastung von Wand- und Sohlenfläche erreicht. Bei einigen Arbeitspferden – etwa Kutschpferden im Stadtbereich – wurde dies traditionell vorsorglich gemacht indem geschlossene Hufeisen mit Lederplatten und Kork bestückt wurden. Auch Hanf und natürlich Hufteer gehörten zu den benutzten Materialien. Heutige Polsterbeschläge sind meist aus Silikon und/oder anderen Kunststoffen.

Eine Hufplatte unter einem „verkehrt“ herum aufgenagelten Eisen wird beispielsweise nach einem Reheschub eingesetzt. (© N. Koppmann, Wikipedia)

Eine Hufplatte unter einem „verkehrt“ herum aufgenagelten Eisen wird beispielsweise nach einem Reheschub eingesetzt. (© N. Koppmann, Wikipedia)

Einlagen sollen nicht nur die Sohle schützen und die Wand entlasten sondern auch stoßbrechend wirken. Letzteres übernimmt bei unbeschlagenen Pferden unter anderem der Hufmechanismus sowie das Strahlpolster. Ersteres fällt beim Beschlag weg, das Letztere hat nicht jedes Pferd ausreichend entwickeln können.

Die Vorstellung, dass speziell Dressurpferde, die sich im Training nur auf besten Böden und sicher – in punkto Kilometer – auch ausreichend bewegen, solch einen Aufwand benötigen, macht mich traurig. Der Pferdehuf ist dafür geschaffen, ohne Beschlag in widrigstem Gelände aberwitzig große Strecken zu überwinden.

Traditionell kommen Polsterbeschläge heute vor allem bei empfindlichen Sohlen sowie bei verschiedenen Erkrankungen der Hufe zu Einsatz. Bleibt zu hoffen, dass das aktuell jüngste Championatskaderpferd in Deutschland wenn dann nur von ersterem betroffen ist.

* Eine Huflederhautentzündung kann übrigens traumatischer oder bakterieller Ursache sein. Erstere nennt man auch Hufprellung. Hohe Geschwindigkeiten bei schlechten Bodenverhältnissen oder ein Sprung auf einen Stein können Auslöser sein – und zwar mit und ohne Eisen. Aber auch ein schlecht sitzendes Eisen oder ein verkehrt ausgeschnittener Huf können dazu führen. Bei der so genannten septischen Huflederhautentzündung sind Bakterien die Ursache, die beispielsweise über Nagel- oder Kronentritte in den Huf gelangen können.