Stallgeschichten: Leichenschau

Neulich ist mir etwas passiert, das ich nicht für möglich gehalten hätte. Wäre mir die Geschichte erzählt worden, hätte ich mich ehrlich gesagt nicht veralbert gefühlt, sondern als Reaktion leider die unhöflichere Variante, die auch mit vera anfängt wählen müssen. So wenig hätte ich geglaubt, dass so etwas passieren kann …

Vorweg: Als Pferdehalter, noch dazu in Selbstversorgung, gewöhnt man sich an Einiges – auch an tote Tiere im Umfeld des Stalls. Im Laufe der Jahre hatte ich neben einigen Igeln die den Winter nicht überstanden hatten auch einen Katzenkopf (der Marder!) und zwei Jahre später die mumifizierte Leiche des Marders aus dem Stroh gefischt.

Arme Kröte Ich werde auf stromführende Litze in Zukunft besser aufpassen. (© C. Götz)

Zudem mussten diverse tote Vögel (Fenster), Mäuse, Ratten und Eidechsen (Stallkatzen) und, als besonderes Highlight, eine Maus auf die nach dem Tod durch die Katze ein Pferd getreten war (sehr, sehr übel!) entsorgt werden.

Die Tage aber traf mich aller bisherigen Abhärtung zum Trotz fast der Schlag, als ich eine lose Litze aufhob – im übertragenen Sinn. Ein Stromstoß wäre sicherlich eine angemessene Strafe gewesen. Die Litze hatte sich nämlich auf einem nicht benutzten Teil der Koppel aus der Halterung zwecks temporärer Auszäunung der Obstbäume gelöst und war zu Boden gefallen. Ich hatte sie schlagen hören, dann aber vergessen sie wieder hochzubinden. Die arme Kröte! Gekillt durch Stromschlag, sie klebte noch an der Litze.

Wofür man in solchen Momenten dankbar sein muss: Es gibt all diese Tiere noch – sogar auf einem von reichlich konventioneller Landwirtschaft umgebenen Wiesenstück. Das war neulich auch mein einziger Trost, als ein paar Hundert Meter von meinem Tor entfernt eine überfahrene Ringelnatter auf der Durchgangsstraße lag.

Und: Ich hab’ beim Hochheben der Litze nicht in die Kröte gegriffen … Auch dafür ein kleines Dankeschön!

Mehr Stallgeschichten hier auf meinem Blog!