„Pferde sind eine größere Herausforderung, als andere Tiere, weil jeder ein bestimmtes Bild von ihnen im Kopf hat.“ Diesen Satz sagte die Keramikkünstlerin Ule Ewelt, als ich ihre Urpferde bewunderte. Das erinnerte mich an die Frage, was das Bild verursacht, das wir als Reiter vom Pferd im Kopf haben.
Eine Kundschaft erzählte kürzlich, ihre Stute habe sich nach dem Umzug in einen neuen Stall ihrer Ansicht nach vor allem deshalb so positiv verändert, weil dort niemand von ihrer schwierigen Vergangenheit wusste. Sie galt im alten Stall als aggressiv und schwierig, da einige Einsteller dort sie noch aus der Zeit kannten, in der sie unter dem Sattel und auch im Umgang gefährlich war. Im neuen Stall trat man ihr vollkommen unvoreingenommen gegenüber. Mit dem Effekt, dass das Pferd noch einmal merklich zur Ruhe kam.
Wie sehr unsere inneren Bilder unsere Außenwirkung verändern, erlebe ich immer wieder – im Sattel und im täglichen Leben. Denn nicht nur die Tiere reagieren darauf, sondern auch die Menschen. Das ist auch überhaupt nicht spooky, sondern völlig logisch: Was wir denken und fühlen beeinflusst unsere Körpersprache und unsere Körperchemie.
Wir verraten Pferden über unsere Atmung, über die Muskelspannung und die Position unseres Körpers unglaublich viel – egal ob im Sattel oder vom Boden aus. Denn mit diesen Mitteln kommunizieren sie selbst. Eine Studie zeigte kürzlich, dass Pferde auch unsere Gesichtsausdrücke einordnen können.
Von Hunden weiß man, dass sie uns nicht nur ansehen, wenn wir Angst haben, sondern diese auch riechen können. In welchem Umfang das Pferde ebenfalls wahrnehmen ist (noch) nicht erforscht. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass auch sie über den Geruchssinn Informationen über uns erhalten.
Unbewusst vermitteln wird also ständig, wie es um uns bestellt ist. Das gilt natürlich auch, wenn wir eigentlich ganz bewusst etwas vom Pferd fordern: etwa, dass es mitkommen oder weggehen soll. Und die meisten kennen dieses Phänomen: Wenn wir Angst haben, dass das Pferd in der nächsten Ecke wegspringen wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es das auch tut. Klar, denn über unser inneres Bild verhält sich unser Körper bereits so.
Mehr darüber, wie Sie Ihre inneren Bilder für den Umgang mit dem Pferd und das Reiten nutzen können in den nächsten Beiträgen.