Vermeidbare Unfälle: Mehr über Verkehr

Anfangs war der letzte deutsche Kaiser ein strikter Autogegner und ärgerte sich über die Fahrzeuge, die seine Pferde scheu machten. Das änderte sich, als er selbst Automobile benutzte. Im letzten Beitrag gab es Tipps für Reiter im Straßenverkehr. Dieser Artikel richtet sich an die Auto-, Motorrad und Fahradfahrer – natürlich auch an die unter den Reitern.

Denn als Reiter hat man erfahrungemäß mehr Kontakt mit Pferden im Straßenverkehr: rund um den Stall oder auf dem Turnier. Viele Reiter meinen, besonders rücksichtsvoll sein zu müssen, wenn sie ihre Kollegen im Straßenverkehr erleben, nicht nur die aus der Stallgemeinschaft. Da wird dann oft ewig hinterhergefahren oder gaaaanz langsam überholt. Und dann wundert man sich, wenn die „verrückten Gäule“ hibbelig werden.

Hier spielen zwei Dinge eine Rolle: Tatsächlich macht es die Pferde oft nervöser, wenn eine Situation, die für sie eventuell noch mit etwas Aufregung oder Stress behaftet ist, länger dauert. Zudem kann auch ein Reiter, der ungeduldig wird, weil „der Depp da hinten“ jetzt nicht vorbeifährt, auch ein eigentlich verkehrssicheres Pferd stressen.

Deshalb ist es sinnvoll, dass man – bis man sicher überholen kann – als Autofahrer reichlich Abstand hält und dann zügig und mit möglichst viel seitlichem Abstand vorbeifährt. Wenn ein Reiter Ihnen Zeichen gibt dass sie vorbeifahren oder hinten bleiben sollen, machen Sie sich klar, dass er – im Gegensatz zu Ihnen – möglichen Gegenverkehr nicht nur, aufgrund seiner Höhe oft besser sehen, sondern zudem auch hören kann, ob etwas kommt.

Bedenken Sie, dass bei nassen Straßen, vor allem wenn es gerade erst viel geregnet hat, nicht nur die veränderten Geräusche, sondern auch das Spitzwasser die Pferde massiv erschrecken kann. Dies kann an den Beinen wie eine Peitsche wirken.

Rechnen Sie damit, dass ein Reiter sich entschließt, abzusteigen. Dies ist bei manchen Pferden die sicherere Variante. Denn auch wenn ein Pferd zur Verkehrssicherheit erzogen wurde ist und bleibt es ein Fluchttier, das erschrecken kann. Besonders größere und lautere Fahrzeuge, Fahrzeuge mit ungewohnten Geräuschen oder auch Fahrräder, die sich leise und dennoch schnell nähern, können Pferden Angst machen.

Reiter sind Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer und Fußgänger auch, mit Rechten und Pflichten. Nicht alle Reiter wissen, wie sie sich im Straßenverkehr laut Straßenverkehrsordnung verhalten müssen. Aber manches kommt Autofahrern auch nur komisch vor, weil es anders ist, als bei Fußgängern. So muss beispielsweise am rechten Fahrbahnrand nicht nur geritten, sondern auch geführt werden. Rad- oder Gehwege sind für Reiter tabu, auch wenn es Autofahrern gelegen kommen würde.

Gehen Sie als Autofahrer davon aus, dass Reiter nicht gerne auf Straßen unterwegs sind. Normalerweise werden Straßen von Reitern lediglich in Kauf genommen, weil die Strecke es erfordert, bis man auf dem nächsten Reit- oder pferdegerechten Weg ist.

Zur Frühjahrsparade des Gardecorps auf dem Tempelhofer Feld war Wilhelm II. 1913 im Auto gefahren worden. Erst vor Ort stieg der Kaiser aufs Pferd. (© Sammlung Oscar Tellgmann, Das Bundesarchiv, Wikipedia)