Pferde lieben es, an Weide zu knabbern. Das wurde mir die Tage wieder klar, als ich ein paar Zweige wegschneiden musste, weil sie durch die Trockenheit zu tief kamen und den Verkehr behinderten. Die Pferde fanden es so richtig klasse.
Ein Sud aus der Weidenrinde (Salicis cortex) ist schon seit Jahrhunderten als entzündungshemmend, fieberstillend und schmerzsenkend bekannt. In der Volksheilkunde wurden damit traditionell fieberhafte Erkrankungen, rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und schlecht heilende Wunde behandelt. Der Wirkstoff Salicylsäure wurde nach ihr benannt. Er bildet die Grundlage für das heutige Aspirin.
Weidengewächse kommen als Sträucher oder Bäume vor allem an sonnigen, feuchten Standorten vor. Als Heilmittel wird die Rinde von zwei- bis dreijährigen, fingerdicken Ruten verwendet. Aber auch die Blätter wurden in der Volksmedizin verwendet. Hildegard von Bingen und Paracelsus empfahlen Zubereitungen aus Weidenrinden und -blättern gegen Fieber, Magen-, Darm- und Augenkrankheiten.
Lässt man Pferde an einer Weide weiden oder schneidet ihnen Äste ab, fressen sie die Blätter und gehen dann zumeist an die Rinde, die sie mit ihren Zähnen abziehen. Ich kenne kein Pferd, das der Weide widerstehen könnte. Zu viel auf einmal sollte man ihnen aber aus unterschiedlichen Gründen nicht geben.
Zwar ist die Weidenrinde deutlich magenfreundlicher als Aspirin, denn bei ihr wird erst im Darm aus dem enthaltenen Wirkstoff Salicin die eigentliche Salizylsäure. Entsprechend langsam setzt ihre Wirkung ein. Dennoch gelangt so ein Schmerzmittel ins Pferd. Dies kann auch bei Kontrollen auf Turnieren zu Problemen führen. Denn Weide gilt als unerlaubte Medikation. Zudem muss man, wie bei jedem neu hinzukommenden Futtermittel auch, darauf achten, dass die Darmbakterien des Pferdes nicht durch eine zu große Menge überfordert werden. Denn dies kann zu Kolik führen.
Haben die Pferde Zugang zu Weiden – wie etwa beim Einsatz in der Landschaftspflege – so fressen Sie die deren Zweige gerne im Wechsel mit dem Laub und der Rinde von anderen Bäumen und Sträuchern. Sie können ihrem Pferd regelmäßig einige frisch geschnittene Weidenzweige anbieten. Sie haben einen hohen Gehalt an Zink, aber auch an Mangan und Selen und sind so ein natürliches Mineralfutter.
Auf der Pferdekoppel eignen sich Weidenstecklinge, um besonders feuchte Stellen „trockenzulegen“, denn sie brauchen viel Wasser. Allerdings sollte man sie, solange sie noch sehr klein sind, vor (zu starkem) Verbiss schützen. Eine gute Pflanzzeit für Stecklinge ist im Herbst.