Melanie Boot von der tiermedizinischen Fakultät der Universität Sydney hat die Schriften Xenophons zum Reiten unter dem Blickwinkel heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse betrachtet. „Dabei finden sich viele Übereinstimmungen mit heutigem Wissen über das Verhalten und Lernen der Pferde“, so die Autorin.
Während sie sich vor allem mit den beschriebenen Trainingsmethoden befasst, fand ich in dem Buch* die Anweisungen und Tipps, die die Hufe betreffen immer am beeindruckendsten. Die alten Griechen kannten ja keine Hufeisen oder anderen Hufschutz und waren auf die gute Barhuf-Leistung ihrer Pferde angewiesen. Xenophon erklärt zuerst, woran man einen guten Huf erkennt. „Beim Wichtigsten, beim Pferdehuf, habe ich bei der Untersuchung angefangen.“ Sohlenwölbung sowie Dicke und Gleichmäßigkeit der Hufwände stehen dabei im Mittelpunkt. Wenig später beschreibt er, wie die Hufe gesund zu erhalten sind: „Feuchte und glatte Stände schaden durchaus guten Hufen. (…) um die Glätte zu vermeiden sollte man den Boden mit Steinen in der Größe der Hufe pflastern, denn ein solcher Steinboden festigt die Hufe“ heißt es dort.
Es gibt noch mehr Anweisungen bezüglich der Haltung im Freien „vor dem Stall“. Auch hier empfiehlt er Bodengegendruck in Form von „vier, fünf Wagen voll runder, faustgroßer, ungefähr ein Pfund schwerer Kieselsteine“. Er beschreibt, wie man diese hinschüttet und einfasst, damit die Pferde quasi „auf einem steinigen Wege immer einen Teil des Tages gehen“. Auch heutige Barhufverfechter propagieren eine Optimierung des Untergrunds im Sinne von Bodengegendruck, der nur auf unebenen, harten Böden zustande kommt. Allerdings weiß man heute genauer, was hinter der Beobachtung steht, die Xenophon so beschreibt: „Auch wird auf den so hingeschütteten Kieselsteinen der Strahl der Hufe hart und fest.“ Unter dem Strahl liegt das Strahl- oder Ballenpolster, das für die Qualität eines Barhufs ausschlaggebend ist.
* Xenophon, Über die Reitkunst, Erich Hofmann Verlag, 2. Aufl. 1969