Ziel-Gerade

Wir sind alle mehr oder weniger schief und verlangen von unseren Pferden, dass sie ihre natürliche Schiefe ablegen – durch uns. Und wir erwarten von uns, dass wir das hinbekommen, ohne uns über unsere eigenen Begrenzungen und Schiefen bewusst zu sein – außer dass wir wissen, dass wir Rechts- oder Linkshänder sind.

Denn die Rechts- oder Linkshändigkeit spielt zwar eine Rolle, aber es gibt viele weitere Faktoren die einen Reiter schief machen: muskuläre und fasziale Verspannungen, osteopathische Blockierungen oder trainingsbedingtes Ungleichgewicht in einigen Muskeln oder Muskelgruppen. Um die eigenen Schiefen angehen zu können, muss man zuerst einmal wissen, wo sie genau sitzen.

Das folgende Beispiel vom Motorradfahren zeigt, wie dort mit der natürlichen Schiefe der Biker umgegangen wird. Die ist dort die einzige, die zählt. Denn das Motorrad muss nicht geradegerichtet werden. Beim Sicherheitstraining wird in einer Kreisbahn gefahren. Bereits nach wenigen Runden rechts und links herum wird jedem Fahrer seine persönliche Schokoladenseite bewusst. Und nahezu jeder hat sie: Ein Kreidestrich quer über Vorder- und Hinterradreifen offenbart sie, indem er die unterschiedlichen Schräglagengrenzen auf jeder Seite anzeigt.

Nahezu jeder Motorradfahrer fährt entweder lieber – weil sicherer und souveräner – Rechts- oder Linkskurven. (© JoJan, Wikipedia)

Wie natürliche Schiefe bei Reiter und Pferd zusammen- oder gegeneinander arbeiten, habe ich hier beleuchtet.

Hier ein Beitrag über eine Studie, die sich mit der Auswirkung fürs Pferd befasste, wenn Reiter symmetrischer werden.

Für den Reiter ist der Sitz die Schaltzentrale in der Kommunikation mit dem Pferd. Becken, Wirbelsäule und Beine müssen gezielt und gefühlvoll angesteuert werden können, um Hilfen gleichermaßen gleich dosieren zu können. Denn Verspannungen oder Schiefen verfälschen die Intensität der Hilfengebung. Der schiefe Reiter meint beispielsweise, eine Hilfe ganz gleichmäßig gegeben zu haben und beim Pferd kommt sie auf einer Seite deutlich stärker an. Das freie Spiel der Hände aus den Schultern ist ein wichtiger Aspekt bei den Zügelhilfen und spielt auch beim Drehsitz eine Rolle.

Für mich ist es wichtig, dass auch die Reiter sich bewusst machen, ob sie schief oder asymmetrisch sind und wo (Ver-)Spannungen in ihrem Körper vorliegen.

Wie man das auf sehr einfache Art herausfindet, erkläre ich im folgenden Beitrag.